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Wirtschaft Swisscom drängt in den Energiemarkt

Auf der Suche nach neuen Geschäftsfeldern will die Swisscom nun auch den Stromkonzernen Konkurrenz machen. Mit ihrer Tochterfirma Swisscom Energy Solutions plant sie den Einstieg in das lukrative Geschäft mit so genannter Regelenergie.

Anlässlich der Präsentation der Halbjahreszahlen musste die Swisscom einen Gewinnrückgang um 9,7 Prozent vermelden. Weltweit sind Telekomunternehmen unter Druck, weil das Kerngeschäft mit Telefonie und Internetempfang stagniert. Deshalb sucht die Swisscom immer wieder neue Geschäftsfelder. Bekanntestes Beispiel: der digitale TV-Empfang.

In Zukunft soll auch Energie zum Geschäft der Swisscom gehören. Ihre neue Tochterfirma Swisscom Energy Solutions baut derzeit ein so genanntes virtuelles Kraftwerk auf. Sie vernetzt Boiler, Wärmepumpen und Elektroheizungen, die sie von einer Zentrale aus übers Mobilnetz fernsteuern kann. Damit kann sie den Energieverbrauch in der Schweiz kurzfristig senken oder erhöhen.

Hochspannungsleitung in den Alpen
Legende: Die Swisscom drängt in den Strommarkt. Keystone

Solche gezielten Eingriffe in den Verbrauch gelten in der Fachsprache als Regelenergie. Die nationale Netzgesellschaft Swissgrid ist für den Handel mit Regelenergie zuständig.

Wenn zum Beispiel irgendwo in der Schweiz plötzlich zu wenig oder zu viel Strom produziert wird – etwa als Folge einer Panne –, gibt die Swissgrid einer Partnerfirma den Auftrag, dem Stromnetz innert Sekunden an anderer Stelle Energie zu entziehen oder hinzuzufügen – so bleibt immer die richtige Menge Strom im Netz.

Konkurrenz für Stromkonzerne

Üblicherweise wird solche Regelenergie von Stromkonzernen mit Pumpspeicherkraftwerken sichergestellt. Diese Kraftwerke können Wasser ins Tal hinunterlassen und so Strom produzieren oder umgekehrt Wasser hochpumpen und so dem Netz Strom entziehen.

Mit ihrem virtuellen Netzwerk tritt die Swisscom in Konkurrenz zu den Stromkonzernen. Dies führte bereits zu ersten Konsequenzen: Swisscom-Manager Ueli Dietiker trat kürzlich aus dem Verwaltungsrat des Energiekonzerns BKW zurück.

Geschäft mit Wachstumschancen

Gegenüber «10vor10» sagt BKW-Chefin Suzanne Thoma: «Das Energiegeschäft ist vor allem ein Versorgungsgeschäft und ein Infrastrukturgeschäft, das sehr viele Investitionen mit sich bringt, die viele Jahrzehnte gebunden sind.» Deshalb sei es für neue Konkurrenten nicht einfach, hier Fuss zu fassen.

Anders die Einschätzung von Rolf Wüstenhagen, Wirtschaftsprofessor und Direktor des Instituts für Wirtschaft und Ökologie der Universität St. Gallen. Die Swisscom sei ein ernst zu nehmender Konkurrent auf dem Energiemarkt. Wenn ihr Geschäftsmodell Erfolg habe, könne sie in der Lage sein, den «Marktanteil der bestehenden Wettbewerber» zu verkleinern.

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