Sinkende Exporte, steigende Preise, Druck auf das Bruttoinlandprodukt: Steht die Schweiz beim Freihandelsabkommen zwischen der EU und den USA (TTIP) abseits, hat dies gemäss dem Branchenverband Handel Schweiz schwerwiegende Konsequenten.
«Wenn das zustande kommt, gilt das Prinzip: ‹Members only› – und die Schweiz droht als Drittstaat ins Hintertreffen zu geraten», sagt Kaspar Engeli, Direktor des Branchenverbands. Denn zwei Drittel des Aussenhandels – Import wie Export – werde mit der EU und den USA abgewickelt.
Verschluckt der TTIP den 13. Monatslohn?
Engeli beziffert die Folgen für die Schweiz: «Eine Studie aus Deutschland geht davon aus, dass das Bruttosozialprodukt (BIP) um 3,8 Prozent sinken würde.» Ausgehend von 650 Milliarden Franken BIP in der Schweiz wären das knapp 25 Milliarden, so Engeli.
Alle direkten und indirekten Effekte zusammengenommen, rechnet Handel Schweiz mit sieben Prozent weniger Einkommen für den einzelnen Bürger. «Das entspräche ziemlich genau dem 13. Monatslohn», so Engeli.
Weiter gehe man von einem Exportrückgang von 12 bis 15 Prozent aus, so der Direktor des Branchenverbands. Zudem würden die Import- und Konsumpreise steigen.
«Take it or leave it»
Eine Teilnahme an TTIP wertet Handel Schweiz dagegen als grosse Chance. Heute seien die Schweizer Agrarprodukte in den USA wegen der hohen Einfuhrzölle sehr teuer. Sie würden entsprechend nur in einem Premiumsegment verkauft. Mit einem Freihandelsabkommen wären Schweizer Agrarprodukte für ein viel grösseres Publikum erschwinglich, so die Erwartung des Branchenverbands.
Ohne Freihandelsabkommen wäre die Schweiz nie dort, wo sie heute ist.
Engeli liefert ein Beispiel: «Die gesamte Agrarwirtschaft könnte massiv profitieren. Sie könnte beim Export von hochwertigen Schweizer Produkten bis 14, 15 Millionen Franken mehr Geld in der Kasse haben.» Entsprechend dezidiert spricht sich Engeli dafür aus, dass die Schweiz beim transatlantischen Freihandel mit an Bord ist: «Ohne Freihandel wäre die Schweiz nie, wo sie heute ist. Über 50 Prozent jedes Frankens, den wir arbeiten, generieren wir im Aussenhandel.»
«Take it or leave it»
Der Verband geht davon aus, dass das Freihandelsabkommen ein «Drop in» für Drittstaaten ermöglichen wird. Aus US-Sicht sei ein Abkommen ohne Kanada oder Mexiko nicht denkbar, sagt Engeli. Dazu seien die wirtschaftlichen Beziehungen viel zu intensiv.
Wenn man sich anschliessen wolle, werde es aber heissen: «Take it or leave it». Man werde das übernehmen müssen, was die EU und die USA untereinander ausgehandelt hätten. Was die Schweiz tun müsse, sei sich fit zu machen, um die ausgehandelten Standards übernehmen zu können.