Jeder kann auf Tripadvisor eine Bewertung abgeben. Dass hinter jeder Bewertung aber auch richtige Gäste stecken, die effektiv eine Nacht im betreffenden Hotel verbracht haben, ist darin nicht ersichtlich. Tatsächlich gibt es ganze Firmen, die ihr Geld mit erfundenen Kommentaren in Bewertungsportalen verdienen. Ziel ist es, ein Hotel so besser aussehen zu lassen.
Zwielichtige Praktiken auch in der Schweiz
Diese Praxis sei auch in der Schweiz verbreitet, sagt Michel Rudin, Geschäftsführer des Konsumenten-Forums. Auch könnten Hotels ihren Platz in der Reihenfolge der Auflistung durch Geld verbessern. Wenn man also beispielsweise in Zürich ein Hotel suche, erscheine jenes zuoberst im Ranking, welches am meisten dafür bezahle, so Rudin.
Dass Tripadvisor sich zu wenig um die bezahlten Kommentare kümmere, prangert die italienische Wettbewerbsbehörde nun an. Sie verhängte eine Busse von einer halben Million Euro. Tripadvisor gehe zu wenig gegen falsche Kommentare vor und unterstreiche gleichzeitig zu sehr, dass die Kommentare auf dem eigenen Portal authentisch seien, so die italienische Wettbewerbsbehörde.
Schweizer Hoteliers erwägen Klagen
Diese Busse kommt den Schweizer Hoteliers gerade recht. Mit einem solchen Fall in der Hinterhand sei es viel einfacher, gegen Bewertungsportale vorzugehen, sagt Thomas Allemann. Er ist Mitglied der Geschäftsleitung von Hotelleriesuisse. Nach dem Urteil aus Italien sei es durchaus möglich, dass man auch in der Schweiz gegen die Plattform juristisch vorgehe. Eine Klage werde nun «auf jeden Fall» geprüft, so Allemann.
Tripadvisor steht also von mehreren Seiten unter Druck. Das Unternehmen selbst weist die Klage in einer schriftlichen Stellungnahme zurück. Darin betont Tripadvisor, niemand habe ein grösseres Interesse daran, «die Glaubwürdigkeit sicherzustellen, als Tripadvisor selbst». Zudem würden Reisende die Dienste der Plattform nicht wiederholt in Anspruch nehmen, wenn die Inhalte, die sie auf der Seite fänden, nicht hilfreich wären.
Weiter verweist Tripadvisor auf ein System von bereits bestehenden Kontrollen, etwa Algorithmen. Zudem kümmere sich ein Team eigens um falsche Kommentare, betont der Plattform-Betreiber.