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Wirtschaft Trotz Einkaufstourismus – Fleischkonsum in der Schweiz stabil

Immer mehr Leute aus der Schweiz kaufen ihr Fleisch jenseits der Grenze. Das schmeckt den Schweizer Metzgern überhaupt nicht. Umso erstaunlicher sind die tatsächlichen Zahlen.

Heute hält der Schweizer Fleischverband (SFF) seine Jahresmedienkonferenz ab. Thema wird auch der massiv gestiegene Einkaufstourismus im Ausland sein. Die samstäglichen Autokolonnen und Staus an den Grenzübergängen zeigen: Seit der Aufhebung des Franken-Mindestkurses kaufen nicht mehr nur die Bewohner der Grenzkantone im benachbarten Ausland ein. Selbst Innerschweizer jagen dort nach Schnäppchen. Fleisch findet sich praktisch in jedem Einkaufskorb.

Coop und Migros gelassen

Dennoch verzeichnen die grossen Platzhirsche beim Fleischverkauf, Migros und Coop, kaum Rückgänge bei der abgesetzten Fleischmenge. «Seit der Aufhebung der Euro-Untergrenze haben die Auslandeinkäufe zugenommen. Die Einbrüche sind aber nicht gravierend», sagt Coop-Mediensprecher Ramon Gander. Coop hat bis jetzt vor allem beim Schweinefleisch mit Aktionen reagiert, sonst bleibt der zweitgrösste Detailhändler der Schweiz aber gelassen.

Ombudsstelle Fleisch

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Nahaufnahme einer Fleischtheke.
Legende: Keystone

Der SFF schafft eine Ombudsstelle Fleisch. Er reagiert damit auf zwei Fälle von Falschdeklaration, die das Image der Fleischbranche geschädigt haben. Die neue Ombudsstelle sei eine Anlaufstelle für Konsumenten wie auch für allfällige Whistleblower, die Probleme in einem Betrieb melden wollen. Die Stelle versteht sich als Vermittlerin.

Ähnlich tönt es beim Migros-Genossenschaftsbund. «Wir spüren Einkaufstourismus vor allem in den Grenz-Filialen», sagt Sprecher Luzi Weber. Der dortige Rückgang werde aber weitgehend durch Mehrverkäufe in den anderen Filialen kompensiert. Auch die Migros hat ihre Aktionen beim Schweinefleisch etwas intensiviert. Rindfleisch ist für sie gar leicht teurer geworden. Sie habe diese aber nicht auf die Kunden überwälzt, so Luzi weiter.

Einkaufstourismus durch Bevölkerungswachstum abgefedert

Fleisch in der Schweiz ist wegen der rund 2,5 Mal höheren Produktionskosten und den grösseren Löhnen viel teurer ist als im Ausland. Dass die verkaufte Fleischmenge trotz des boomenden Einkaufstourismus nicht wesentlich zurückgegangen ist, hänge mit dem Bevölkerungswachstum zusammen, sagt Ruedi Hadorn, Direktor beim Schweizerischen Fleischfachverband. «Ein gewisser Teil des zunehmenden Einkaufstourismus‘ wird durch das Bevölkerungswachstum abgefedert.»

Die Bevölkerung in der Schweiz ist in den letzten Jahren stark gewachsen. Das hat neue Käufer von Schweizer Fleisch ins Land gebracht, die den Wegfall durch den Einkaufstourismus weitgehend kompensieren.

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