Die Grossbank UBS hat am Dienstag zusammen mit dem guten zweiten Quartalsergebnis einen Schlussstrich unter ein weiteres schwieriges Kapitel angekündigt: Im vierten Quartal sollen die faulen Papiere zurückgekauft werden, die 2008 in den Wirren der Finanzkrise von der Schweizerischen Nationalbank (SNB) übernommen worden waren.
Ermotti: Kernkapitalquote wird weiter gestärkt
Die positive Entwicklung in den letzten Monaten habe diesen Schritt jetzt erlaubt, sagte UBS-Chef Sergio Ermotti gegenüber SRF. Dies habe den positiven Effekt, dass nun die Kernkapitalquote im vierten Quartal um 70 bis 90 Basispunkte verstärkt werden könne. «Durch diese Entscheidung schaffen wir positives Kapital, anstatt negatives Kapital zu haben», betonte Ermotti. Mit Prestige habe dies nichts zu tun, es sei eine rein finanzielle und ökonomische Frage im Interesse der Aktionäre.
Per Ende Juni weist die Bank eine Kernkapitalquote nach dem Regelwerk Basel-III von 11,2 Prozent aus, nach 10,1 Prozent am Ende des Vorquartals. Auf Gewinne oder Verluste der UBS hat der Rückkauf keinen Einfluss.
Rettung aus grösster Not
Als die SNB im Oktober 2008 den Stabilisierungsfonds einrichtete, waren die Papiere für knapp 39 Milliarden Dollar an diese Bad Bank gegangen. Für die Anlagen gab es damals kaum noch einen Markt, ihr Bestand in den Büchern der UBS hätte die Bank in den Abgrund reissen können.
Die Märkte für die Papiere erholten sich in den vergangenen Jahren kontinuierlich. Die SNB konnte die Bestände in aller Stille abbauen. Ende Juni wurde der Bruttowert des so genannten «Stabfund» noch mit knapp 7,5 Milliarden Franken bewertet.
Kosten: Eine Milliarde plus Anteil am restlichen Stabfund-Wert
Die UBS will nun von ihrer Rückkaufsoption im vierten Quartal Gebrauch machen. Dies wird möglich, weil sich das 2008 von der SNB an den Stabfund entrichtete Darlehen durch den Verkauf und die Bewirtschaftung der Papiere von ursprünglich 44 Millarden auf 1,2 Milliarden Franken verringert hat.
Zu einem früheren Zeitpunkt hatte die SNB der UBS den Rückkauf verweigert, weil es die Eigenkapitalsituation der Bank belastet hätte. Der Preis für den Rückkauf setzt sich zusammen aus einer Milliarde Franken, welche die SNB vertraglich zugesichert erhält, sowie die Hälfte des darüber hinaus gehenden Werts des Stabfunds.
Börse reagiert positiv
An der Börse werteten die Anleger die Nachricht als starkes Signal. Die UBS-Aktie legte im Verlauf des Morgens um drei Prozent zu. Die Kapitalstärkung in Folge des Stabfund-Rückkaufs sowie die Leistung der Bank im zweiten Quartal wurde auch von den Analysten positiv hervorgehoben.
Wie schon in der vergangenen Woche bekannt gegeben, hat die UBS im zweiten Quartal einen Reingewinn von 690 Millionen Franken erzielt. Das sind 30 Prozent weniger als im Vorquartal, aber rund ein Drittel mehr als im zweiten Quartal 2012. Das Resultat der Monate April bis Juni ist beeinflusst von einer grösseren Bereinigung von Altlasten aus der Finanzkrise 2007/2008, die Sonderkosten von 865 Millionen Franken verursachten.
50 Prozent mehr Neugeld im ersten Semester
Insgesamt nahm die Vermögensverwaltung im Quartal unter dem Strich 10,1 Milliarden Franken an neuen Kundengeldern entgegen. Dazu kamen 2,8 Milliarden Dollar Netto-Neugeld in der UBS-Vermögensverwaltung auf dem amerikanischen Doppelkontinent. Laut Konzernchef Ermotti ergibt sich für das erste Halbjahr damit Neugeldzufluss von 36 Milliarden Franken, 50 Prozent mehr als in der entsprechenden Vorjahresperiode.
Die Vermögenswerte stammen zu rund 90 Prozent von sehr reichen Privatkunden in Übersee. Die Vermögensverwaltung hat nach Angaben der Bank operativ die beste Profitabilität seit vier Jahren erreicht. Auch in der Investmentbank liefen die Geschäfte dank eines regen Aktienhandels so gut wie lange nicht mehr.
Stellenabbau geht weiter
Trotz des guten Geschäftsgangs hält die UBS an ihrem massiven, Ende 2012 im Rahmen der Fokussierung auf die Vermögensverwaltung bekannt gegebenen Stellenabbau fest. Bis Ende Jahr dürfte der Bestand auf rund 60'000 Stellen sinken. Die Bank will 2015 noch rund 54'000 Mitarbeiter beschäftigen. Damit wären rund 10'000 Stellen weggefallen, rund ein Viertel davon in der Schweiz.