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Wirtschaft UBS-Quartalszahlen: «Die Börse reagiert überraschend positiv»

Analysten erwarteten von der UBS rund 100 Millionen Franken mehr Gewinn als sie in ihrem Quartalsbericht präsentiert. Die UBS-Aktie legt dennoch zu. Das hat vor allem einen Grund.

UBS-Logo mit Schweizer Fahne an einem Bankgebäude
Legende: Die Grossbank muss für Rechtsfälle nochmals tief in die Tasche greifen. Keystone

Die UBS schreibt im dritten Quartal einen Gewinn von 762 Mio. Franken. Das ist deutlich weniger, als Analysten erwartet hatten. Sie schätzten das Quartalsergebnis auf 862 Mio. Franken.

Im Vorjahresquartal hatte der Konzerngewinn 577 Mio. Franken betragen. Laut SRF-Wirtschaftsredaktorin Marianne Fassbind erklären sich die höheren Gewinnerwartungen vor allem damit, dass die Analysten mit tieferen Rückstellungen für Rechtsfälle gerechnet hatten, als sie die Bank nun präsentierte.

In mehrere Verfahren verwickelt

Insgesamt stellt die UBS nämlich nochmals 1,8 Mrd. Franken zurück. Genaue Angaben für welche Rechtsstreitigkeiten diese vorgesehen sind, macht die Bank nicht. Nur, dass sie «aktiv Schritte zur Beilegung von Rechtsstreitigkeiten und zur Lösung regulatorischer Angelegenheiten» unternehme.

Laut Fassbind stehen juristische Auseinandersetzungen vor allem in drei Bereichen an oder laufen bereits. Einerseits wegen Manipulationen im Devisen- und Edelmetallgeschäft, weswegen die UBS mit verschiedenen Behörden in Vergleichsverhandlungen steht. Beide Bereiche sind im Investmentbanking angesiedelt.

Andererseits kommen Untersuchungen sogenannter Darkrooms hinzu, in denen institutionelle Investoren grosse Aktienpackete zu Vorzugspreisen und ohne Mitwissen anderer Anleger kaufen und verkauft haben sollen. Zudem bezahlte die Bank bereits eine Kaution von über einer Milliarde Euro an Frankreich, wo ein Verfahren wegen Beihilfe zur Steuerhinterziehung läuft.

UBS-Aktie im Aufwind

Dennoch reagierte die Börse heute «überraschend positiv» auf den Quartalsbericht, so Fassbind. Sie führt dies vor allem auf drei Komponenten zurück: «Das eigentliche Geschäft lief vor allem in der Vermögensverwaltung mit reichen Kunden (Wealth Management) wie auch bei den Neugeldzuflüssen gut.» Zudem gingen die Analysten wegen der hohen Rückstellungen davon aus, dass die UBS «in den verschiedenen Vergleichsverhandlungen schon weit vorangekommen ist und die Höhe der zu erwartenden Bussen bereits einschätzen kann.»

Schliesslich kommt hinzu, dass die Finanzmarktaufsicht (Finma) einen sogenannten Aufschlag zurückgenommen hat. Die Bank musste wegen der Vorgabe im vergangenen Jahr mehr Eigenkapital für Risikogeschäfte bereitstellen. «Dass die Finma den Aufschlag zurücknahm, zeigt, dass die Finma die Lage der UBS heute besser einschätzt und die Bank Risiken abbauen konnte», so Fassbind.

Steuergutschriften bewahren UBS vor Verlust

Mit den operativen Geschäften zeigt sich die UBS zufrieden. In der Vermögensverwaltung (Wealth Management) erreichte sie einen Vorsteuergewinn von 707 Mio. Franken – fast doppelt so viel wie im Quartal zuvor. Verglichen mit dem zweiten Quartal floss der UBS mit 9,8 Mrd. Franken etwas weniger Nettoneugeld zu. Damals waren es 10,7 Mrd. gewesen.

In der für die UBS weniger wichtig gewordenen Investmentbank resultiert ein Vorsteuerverlust von 1,28 Mrd. Franken. Grund dafür sind die Rückstellungen, die grösstenteils auf die Investmentbank entfallen. Operativ habe die Investmentbank aber gut gearbeitet, betont die UBS.

Dennoch: Ohne in der Bilanz wirksame Steuergutschriften hätte die Grossbank einen Verlust von etwa einer halben Milliarde Franken eingefahren. «Die Steuergutschriften kommen aus den USA für das Jahr 2010, als die UBS einen Verlust verzeichnete», erklärt Wirtschaftsredaktorin Fassbind.

Hohe Beträge für Umstrukturierungen

Die UBS hat ihre Prognose für Restrukturierungskosten überarbeitet und ausgeweitet: Neu wird mit Belastungen von rund 700 Mio. für das Jahr 2014 und 1,4 Mrd. für 2015 gerechnet. Hinzu kommen geschätzte Restrukturierungskosten im Jahr 2016 von 900 Mio. Franken beziehungsweise 400 Mio. für 2017.

Laut Fassbind hängen die hohen veranschlagten Kosten mit verschiedenen Faktoren zusammen. Die Bank will das Investmentbanking weiter reduzieren, was Kosten für konzerninterne Verschiebungen von Geschäftsbereichen zur Folge haben wird. Zudem können in diesem Zusammenhang auch verlustreiche Verkäufe anstehen, wie Fassbind ausführt.

Schliesslich könne es auch zu Personalabbau kommen, was Geld für Sozialpläne kostet. Auch hierzu nimmt die UBS nicht im Detail Stellung, wie Fassbind sagt. «Die Bank gibt aber an, dass die Reduktion des Investmentbanking wie geplant voranschreitet.»

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