Während Jahrzehnten lebten die Pharmafirmen dieser Welt wie im Schlaraffenland. Sofern ein Medikament sicher war, winkten es die Zulassungsbehörden durch. Ob die neuen Medikamente gegenüber bestehendem Produkten auch einen echten Fortschritt darstellten, das war bestenfalls sekundär.
Doch damit ist es nun vorbei. «Die Pharmabranche hat ein strukturelles Problem und kämpft mit sinkenden Margen», sagt Jürg Zürcher, Pharma- und Biotechspezialist von Ernst & Young. Ein Ende sei nicht absehbar.
Dafür gibt es vor allem drei Gründe:
- Akteure im Gesundheitswesen üben Kostendruck aus. Krankenversicherungen sind zunehmend nicht mehr bereit, beliebig hohe Preise für Arzneimittel zu akzeptieren.
- Die Regulierung der Branche nimmt zu. Damit steigen für den Hersteller die Kosten für die Zulassung eines Medikaments.
- Patente laufen aus oder werden auslaufen. Andere Hersteller bringen Generika auf den Markt und lassen die Einnahmen der ursprünglichen Hersteller einbrechen.
Die Konsequenz aus diesen Faktoren: Die Gewinn-Margen sinken. Thomas Cueni vom Branchenverband Interpharma bestätigt, dass sich die Branche nicht mehr auf den Lorbeeren ausruhen darf: «Die tief hängenden Früchte, wie man so schön sagt, das heisst Erfolg gegen hohen Blutdruck, Cholesterinsenker, auch die ersten Asthma-Mittel, Diabetes-Mittel, die hat man geerntet.»
Lange Zeit versuchte die Branche mangels echter Innovation bestehende Medikamente länger im Markt zu halten, indem sie leicht angepasst wurden. Gegenüber «ECO» sagt nun Thomas Cueni: «Das ist vorbei.» Die Firmen müssten einen echten Mehrwert leisten.
Innovation als Schlüssel
Nach Jahren mit vergleichsweise tiefen Innovationsraten scheinen viele Unternehmen die Zeichen der Zeit erkannt zu haben: Im vergangenen Jahr haben die Zulassungsbehörden in den USA 39 neuen Medikamenten den Zugang zum Markt eröffnet – so vielen, wie seit 16 Jahren nicht mehr.