Das Bruttoinlandprodukt der 19 Staaten der Eurozone wuchs in den Monaten Januar bis März 2015 um 0,4 Prozent. Dies gab die Europäische Statistikbehörde Eurostat bekannt. Grund dafür seien der tiefe Benzinpreis, welcher den Konsum ankurbelte und der schwache Euro, der den Export beflügelte. Frankreich überraschte mit einem Wachstum von 0,6 Prozent. Die zweitgrösste Volkswirtschaft der Eurozone wächst damit im ersten Quartal 2015 doppelt so schnell wie Deutschland.
Noch besser als Frankreich entwickelte sich Spanien. Das von der Finanzkrise arg gebeutelte Land konnte in den vergangenen vier Quartalen konstant an Wachstum zulegen - zuletzt um 0,9 Prozent. Aber auch Italien wuchs wieder, wenn auch leicht, und beendete eine Durststrecke von vierzehn aufeinanderfolgenden Quartalen ohne Wachstum. Das höchste Wachstum erzielte der Inselstaat Zypern mit 1,6 Prozent.
Spaniens Erfolg auf tiefem Niveau
Die neusten Konjunkturzahlen würden den Aufwärtstrend des ehemaligen Sorgenkindes Spanien bestätigen, sagt Philipp Waeber, Länderanalyst bei der Credit Suisse: «Irgendwann musste der Krebsgang vorbei sein. Nach sechs Jahren sehen wir Verbesserungen im Arbeitsmarkt und ein gewisses Lohnwachstum. Das stärkt vor allem den Konsum, aber auch den Immobiliensektor.» Man müsse sich jedoch besinnen, dass die vorgelegten Wachstumszahlen auf einem «tiefen Niveau beruhen».
Waeber geht davon aus, dass die begonnene Erholung eine Fortsetzung finden dürfte, denn die Rahmenbedingungen wie tiefe Zinsen oder die Konsumentenstimmung seien weiterhin gut. Dies würde nachhaltig auf das Wachstum wirken.
Ein negativer Faktor für die Wirtschaft sei die hohe Verschuldung. Denn in Spanien sind laut Philipp Waeber nicht nur der Staat, sondern auch die Unternehmen und die Haushalte hoch verschuldet. Die Frage bleibe, «ob die gesteigerten Einkommen wirklich in die Wirtschaft fliessen oder ob damit Schuldenberge abgebaut werden.»
Deutschland schwächelt, Griechenland wieder in Rezession
Die grösste Volkswirtschaft Europas Deutschland hat seinen Aufschwung im ersten Quartal nur noch mit gedrosseltem Tempo fortgesetzt und wuchs mit 0,3 Prozent. Vor allem das deutsche Exportgeschäft litt unter der wackligen Weltkonjunktur. Wachstumstreiber waren erneut die Konsumenten, die dank steigender Löhne und Rekordbeschäftigung mehr Geld in der Tasche haben und dieses angesichts der tiefen Spar-Zinsen auch fleissig ausgeben.
Griechenland dagegen rutscht wieder in eine Rezession. Das griechische Bruttoinlandprodukt, das um 0,2 Prozent schrumpfte, ist nun schon das zweite Quartal in Folge rückläufig. Für Experten bewahrheiten sich damit Befürchtungen, dass der Kurswechsel der neuen Regierung um Alexis Tsipras und der Schuldenstreit mit den internationalen Geldgebern die im Vorjahr begonnene Konjunkturerholung zunichte gemacht hat.