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Wirtschaft US-Geldpolitik: Alles bleibt, wie es ist

Die Entscheidung der US-Notenbank, an ihrer ultralockeren Geldpolitik festzuhalten, sorgt für Erstaunen. Viele hatten mit dem ersten Schritt zum Ausstieg aus dem Billiggeld gerechnet. Doch die Fed hält die Zeit nicht für reif. Die Börse reagiert mit Kurssprüngen.

Überraschend pumpt die US-Notenbank weiterhin Milliarden in die Wirtschaft. Die Federal Reserve (Fed) erwirbt derzeit monatlich für 85 Milliarden Dollar langfristige Staatsanleihen und Immobilienpapiere. Die US-Notenbank hält wegen der instabilen Wirtschaftslage an ihrer Politik des billigen Geldes fest.

SRF-Korrespondent Jens Korte: «Die Entscheidung der US-Notenbank ist eine grosse Überraschung. Denn eigentlich ist jeder davon ausgegangen, dass diese Massnahmen um mindestens 10 Milliarden Dollar gekürzt würden. Die Geld-Flut geht also unvermindert weiter.»

Noch vor 3 Monaten hatte Fed-Chef Ben Bernanke angedeutet, die Zentralbank werde ihr Ankurbelungsprogramm langsam zurückfahren. Nun bleibt alles wie es ist.

Auch SNB belässt Leitzins

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Wie die US-Notenbank Fed bleibt auch die Schweizerische Nationalbank (SNB) bei ihrer ultralockeren Geldpolitik. Sie belässt den Leitzins bei 0 bis 0,25 Prozent und hält erwartungsgemäss auch am Euro-Mindestkurs von 1,20 Franken fest.

Auch den Leitzins belässt die Fed auf dem historischen Niedrigstand zwischen 0 und 0,25 Prozent – wie von Ökonomen erwartet.

Börse reagiert euphorisch

Für einen Kurswechsel zu einer strikteren Geldpolitik müssten erst noch mehr «Beweise» vorliegen, dass die Erholung der Konjunktur und des Arbeitsmarktes tatsächlich gefestigt sei, erklärte Bernanke.

Die Börsen reagierten mit neuen Rekorden auf die Ankündigung. Der US-Leitindex Dow Jones Industrial sprang bei 15'709 Punkten auf ein Allzeithoch. Er schloss bei 15'676 Punkten. Auch der SMI legte im frühen Geschäft 1 Prozent auf 8135 Zähler zu.

«Vorsichtsmassnahme»

Die Frage, wann die Fed auf einen weniger expansiven geldpolitischen Kurs umschwenkt, hält die Finanzmärkte schon seit Monaten in Atem. «Wir werden tun, was richtig für die Wirtschaft ist», sagte Fed-Chef Ben Bernanke. Den Geldfluss momentan noch nicht zu verringern, sei eine «reine Vorsichtsmassnahme» gewesen. Damit solle die Gefahr einer zu starken Liquiditätsverkürzung zu vermieden werden.

Heftiger Streit bahnt sich an

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Als ein Grund für die instabile Wirtschaft wird die Ungewissheit der US-Finanzpolitik genannt. In Washington bahnt sich ein heftiger Streit über den Staatshaushalt an. Im schlimmsten Fall kann er zu einer Zahlungsunfähigkeit der Regierung in Washington führen. «Wir werden den ersten Schritt an einem gewissen Punkt unternehmen, möglicherweise später in diesem Jahr», sagte Bernanke.

SRF-Korrespondentin Priscilla Imboden: «Bernanke geniesst im Nationalbank-Gremium grosse Unterstützung. Doch es gibt auch Kritik. Sie sagen, die aktuelle Notenbankpolitik zeige wenig Wirkung, nütze vor allem den Reichen und trage dazu bei, dass sich an der Börse neue Blasen bilden könnten.»

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