Dass Daniel Vasella nach seinem Abgang bei Novartis nochmals Geld erhält, war schon länger klar. Im Geschäftsbericht 2012 steht: Der abtretende Verwaltungsratspräsident wird eine «marktgerechte» Entschädigung erhalten. Dass «marktgerecht» 72 Millionen Franken sein sollten, ahnten aber selbst Experten nicht.
Novartis vertröstete die Anlagestiftung Ethos bei entsprechenden Anfragen immer wieder: «Man hat uns gesagt, warten Sie zwei, drei oder fünf Jahre bis Herr Vasella geht – dann werden wir Ihnen mehr sagen», erklärt Ethos-Chef Dominique Biedermann. Doch selbst vor zwei Wochen hatte Ethos noch keine zusätzlichen Informationen.
Zwar hatte Novartis ihr Vergütungssystem in den letzten Jahren auf Druck von Ethos überarbeitet. Nun weiss man, wie die Millionensaläre berechnet werden. Doch der Fall Vasella zeigt: Oft fehlen in den Vergütungsberichten die wichtigsten Details. Die Aktionäre können sich kein Bild machen. Risiken oder mögliche Zahlungen bleiben unbekannt. Für Biedermann ist es selbstverständlich, dass spezielle Abmachungen wie im Fall Vasella klar ausgewiesen sein müssten.
Novartis kein Einzelfall
Auch Vergütungsexperte Stephan Hostettler sieht weiteren Handlungsbedarf. Das Wort «marktgerecht» werde für Gehälter zwar oft gebraucht. In speziellen Situationen könnte man aber ohne weiteres konkrete Zahlen nennen, meint der Lehrbeauftragte an der Uni St. Gallen: «Solche Formulierungen sind für Aktionäre oft nicht nachvollziehbar.»
Novartis ist kein Einzelfall. Der Vermögensverwalter ZCapital hat die Jahresberichte und Vergütungssysteme von 150 börsenkotierten Firmen in der Schweiz untersucht. Das Fazit: Oft wird verklausuliert. Die überwiegende Mehrheit der Geschäftsberichte sind zwar verständlich. Aber nur knapp die Mehrheit sind tatsächlich transparent.
Auch ZCapital fordert: In den Geschäftsberichten sollen bare Werte stehen. Diese sollen nachvollziehbar und berechenbar sein. Und nicht nur aktuelle, sondern auch zukünftige Verpflichtungen müssen publiziert werden.