«Die Chinesen kommen. Ausverkauf der Heimat». So und ähnlich tönt es jeweils, wenn potente Investoren aus der Volksrepublik nach westlichen Unternehmen Ausschau halten. Dies war auch 2010 der Fall, als die serbelnde Traditionsmarke Volvo an die chinesischen Geely verkauft wurde.
Heute zeigt sich: Volvo ist dank dem Schritt vom Sterbebett auferstanden. Die 1927 gegründete Firma verkauft so viele Autos wie noch nie. 500'000 Stück waren es im letzten Jahr. Entsprechend zufrieden zeigt sich Volvo-Chef Hakan Samuelsson.
Es gab ganz andere Zeiten: Um die Jahrtausendwende waren Volvos schlicht nicht mehr gefragt. Von Jahr zu Jahr wurden weniger Wagen verkauft. Nur noch gut 330'000 Stück waren es auf dem Tiefpunkt. 2009. Die Fabriken waren nicht ausgelastet und schwarze Zahlen in weiter Ferne.
Mittel für attraktive Palette
Volvo brauchte dringend neue Modelle, um zu überleben. Die nötigen Mittel flossen mit dem Kauf der Marke durch Geely.
In China werden jährlich über eine Million neue Autos gekauft. Das ist jetzt auch Volvo zu Gute gekommen. Von der halben Million Autos wurde 2015 jedes sechste in China verkauft. Das ist mehr als in der Heimat Schweden.
«Erfolgsgeschichte»
Zahlreiche Kommentatoren in Schweden sprechen von einer Erfolgsgeschichte. Ein Wirtschaftskommentator des schwedischen Fernsehens meint beispielsweise, Volvo ernte nun die Früchte der Investitionen in neue Fahrzeugmodelle. Die chinesischen Bemühungen hätten sich gelohnt.
Geely hat Volvo aber nicht nur wieder auf die «Räder» geholfen, sondern ist ganz klar auch am Know-how aus Schweden interessiert. Das gilt allem voran bei der legendären Fahrzeug-Sicherheit. Bis man gemeinsam ganze Fahrzeugflotten baut, dürfte es aber noch eine Weile dauern.
Und die Arbeitsplätze?
Was die befürchtete Abwanderung von schwedischen Arbeitsplätzen nach China betrifft, so ist im Fall von Volvo festzustellen: Dank dem chinesischen Investor wurde es überhaupt erst möglich, neue Modelle zu produzieren. Und zwar nicht nur in China, sondern neu auch in den USA.
Aber auch in Schweden konnte Volvo die Kapazitäten jüngst ausbauen. Damit nämlich überhaupt genügend Fahrzeuge produziert und die Nachfrage bedient werden können, wurde die Fabrik in Göteborg erweitert. Neue Leute wurden eingestellt und eine dritte Arbeitsschicht eingeführt.
Anschluss an die deutsche Premium-Konkurrenz
Erklärtes Ziel von Volvo ist es, zu den grossen deutschen Autokonzernen aufzuschliessen. Volvo-Chef Samuelsson formuliert es so: Volvo will schon bald 800'000 Autos pro Jahr vom Band laufen zu lassen.