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Wirtschaft Vom Lehrling zum ZKB-Boss

Martin Scholl arbeitete sich vom ZKB-Lehrling zum Chef der viertgrössten Bank der Schweiz hoch – und spürt Gegenwind: Wegen des US-Steuerstreits, der Staatsgarantie und Zweifel an seiner Kritikfähigkeit. Scholl gewährt Einblick in sein Leben und nimmt Stellung zu den brisanten Themen.

Zuletzt wurde der Chef der Zürcher Kantonalbank Kritikunfähigkeit vorgeworfen. Anlass war die Entlassung von zwei ZKB-Mitarbeitern, die sich in einem Online-Portal kritisch über das Arbeitsklima und die Restrukturierung in der Bank geäussert hatten. «Das hatte nichts mit Kritik zu tun, sondern war feige und illoyal», sagt Scholl gegenüber «Schweiz aktuell». Kritik gehöre bei der ZKB zum Geschäft, könne aber nicht akzeptiert werden, wenn sie anonym geäussert werde.

Martin Scholl, 52 jährig hat praktisch sein gesamtes Berufsleben bei der ZKB verbracht. Es begann mit einer Banklehre in Zürich-Wipkingen. 2007 wurde er zum Konzernchef der Bank berufen.

Im Fokus der US-Justiz

Scholls wahrscheinlich grösste Baustelle ist der US-Steuerstreit. Die ZKB ist eine der Schweizer Banken, die im Fokus der US-Steuerfahnder steht. Der Verdacht: Die ZKB habe Amerikanischen Kunden bei der Steuerhinterziehung geholfen. Es läuft eine Strafuntersuchung gegen die ZKB und es droht eine hohe Busse.

Scholl sagt, aus heutiger Sicht wäre es wohl sinnvoller gewesen, früher aus dem US-Geschäft auszusteigen. Noch in diesem Jahr wird vermutlich die Höhe der Millionenbusse bekannt.

Um seinen Kopf als Konzernchef bange Scholl nicht: «Die Frage ist ja: Hat mit dem Wissen von damals getan, was man verlangen kann? Da kann die Bank gelassen entgegen schauen».

Kritisierte Staatsgarantie

Im Fokus steht auch regelmässig die Tatsache, dass die ZKB eine Staatsgarantie geniesst. Der Zürcher Steuerzahler haftet demnach für die Risiken der Bank mit. Dies sei stossend, weil die Bank als Grossbank International operiere, sagen Kritiker. Zudem ist die ZKB seit ein paar Monaten eine Bank, die nicht untergehen kann, und brauche deshalb keine Notfallpläne. Was Martin Scholl zu dieser Kritik sagt, sehen Sie hier:

Nicht Burnout-gefährdet

Martin Scholl sagt, sein Privatleben komme trotz der beruflichen Belastung nicht zu kurz. Die sogenannte Work-Life-Balance sei ausgewogen: «Der Grund dafür ist, dass ich gut abschalten kann.» In den Ferien mit seiner Familie höre er seine Combox nie ab und werde auch nie angerufen. Die Bank sei so organisiert, dass dies gehe. Zudem sei ihm Sport wichtig: «Beim Tennis lernt man, mit Niederlagen umzugehen. Und im Sport gründet wohl auch mein Motto: Nicht so schnell zu verweifeln.»

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