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Wirtschaft Vom Medienkonzern zum Gemischtwaren-Laden

Ringier hat im vergangenen Jahr genauso wie die Konkurrenz die Zurückhaltung der Werbekunden zu spüren bekommen. Der Umsatz des Medienhauses sank um 5,2 Prozent auf noch gut 1087 Millionen Franken. Der Umbau weg vom reinen Medienkonzern schreitet stetig voran.

Michael Ringier und Marc Walder
Legende: VR-Präsident Michael Ringier (links) und CEO Marc Walder präsentieren das Jahresergebnis 2012 des Medienkonzerns. Keystone

Das Medienunternehmen Ringier hat im Jahr 2012 einen Gewinn von 32,3 Millionen  Franken erzielt. Der Gewinneinbruch vom Vorjahr konnte damit gebremst werden: Im Jahr 2011 hatte der Gewinn 22,8 Millionen Franken betragen; ein Jahr zuvor noch 61,7 Millionen Franken.

Der Umsatz im Jahr 2012 betrug 1,087 Milliarden Franken, minus 5,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Haupteinnahmequelle blieb das traditionelle Print-Geschäft. Aber die Einnahmen aus dem digitalen Geschäft werden immer wichtiger: Sie stiegen erneut an und betragen mittlerweile 18 Prozent (Vorjahr 13 Prozent).

Digitalbereich wird wichtiger

Online weiterhin gratis

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Ringier will die Internet-Bezahlschranke beim «Blick» nun doch nicht wie angekündigt im Herbst hochziehen. Man brauche mehr Zeit, sagte Michael Ringier. Zuerst sollen die Erfahrungen anderer Medienhäuser ausgewertet werden. Auch sei noch unklar, welche Inhalte hinter die Bezahlschranke verschoben werden sollen und welche nicht.

Noch immer ist es eine riesige Zahl von Zeitungen und Magazinen in der Schweiz, in Zentral- und Osteuropa und Asien, die zum Ringier-Konzern gehören. Doch in diesem Geschäft sinken die Umsätze. Der operative Leiter von Ringier, Michael Voss, sagt, das sei ein internationaler Trend. Das Management müsse dafür sorgen, dass dem Unternehmen der Erfolg auch langfristig gesichert werde. «Deswegen müssen wir dagegensteuern», so Voss gegenüber Radio SRF.

Ringier hat sich vor drei Jahren zum Ziel gesetzt, das Unternehmen radikal umzubauen. Rund eine Milliarde Franken hat man laut Verwaltungsratspräsident Michael Ringier seither in neue Bereiche investiert.

Online-Portale hinzugekauft

So ging der Konzern zum einen ins Internet. Aber Ringier hat nicht nur seine Publikationen für die digitalen Kanäle angepasst und Fernsehen und Radio ausgebaut. Der Konzern hat sich auch in neuen Geschäftsfeldern engagiert. Er kaufte das Schnäppchen-Portal DeinDeal und stieg mit jobs.ch, autoscout und immoscout ins Kleinanzeigengeschäft ein.

In wenigen Jahren ist dieser Bereich stark gewachsen. Doch viel Geld verdient Ringier mit diesen Investitionen noch nicht, sagt Ringier-CEO Marc Walder. Man müsse nun daran arbeiten, dass nicht nur der Umsatz, sondern auch der Gewinn dieser Firmen wachse.

Eventmarketing als weiteres Standbein

Der zweite neue Pfeiler ist das Eventmarketing. Mit Infront und Good News organisiert und vermarktet Ringier grosse Anlässe und verkauft auch gleich die Tickets dafür. Dazu hat sich der Konzern Vermarktungsrechte für wichtige Veranstaltungen gesichert – wie die Fussball Super League oder ab 2015 die Tour de Suisse.

Dieser Bereich passe sehr gut zu Ringier, sagt Marc Walder. Zum einen vom Thema her: Die Ringier-Presse hat schon immer über Stars, Events und Sport berichtet. Zudem seien diese Bereiche weniger abhängig von Konjunktur-Zyklen. Dies ergebe eine «sehr gute Ergänzung für uns und auch eine gewisse Risiko-Abfederung».

Unabhängige Redaktionen?

Gegen zehn Prozent des Umsatzes erwirtschaftet das Medienhaus bereits mit dem Eventbereich. Es ist allerdings auch ein sehr heikler Bereich. Wenn Ringier die gleichen Anlässe vermarktet und Tickets für Events verkauft, über die der Konzern selber auch berichtet, ist die redaktionelle Unabhängigkeit in Gefahr.

Dies sieht Michael Voss allerdings nicht so: Ein strenger interner Ethik-Kodex verbiete ihm als operativem Leiter, in die Arbeit der Redaktionen einzugreifen, sagt er.

Klar ist: Ringier will die Synergien nutzen, denn noch erreicht Ringier mit seinen Publikationen Hunderttausende Menschen auf der ganzen Welt. Dass dieser Anteil weiter sinken wird, ist aber absehbar. Deshalb pumpt der Medienkonzern weiterhin viel Energie in die neuen Standbeine Digital und Event.

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