Die Finanzmarktaufsicht Finma hat die Möglichkeit, Berufsverbote für Einzelpersonen auszusprechen. Dieses Mittel hat sie vergangene Woche eingesetzt. Andreas Waespi, ehemaliger CEO der Bank Coop, darf drei Jahre lang seinem Beruf nicht nachgehen. Er soll eine zentrale Rolle beim Manipulieren des Aktienkurses seiner Bank gespielt haben. Sein vorgesehenes Amt als Direktionspräsident der Aargauischen Kantonalbank wird er nicht antreten können.
Mit dem Aussprechen dieses Berufsverbots schlägt die Finma einen neuen Kurs ein. «Wir legen mehr Gewicht auf das Identifizieren und Sanktionieren von Einzelpersonen, die Aufsichtsrecht verletzen», sagt Direktor Mark Branson im «ECO»-Studio. In seinem ersten ausführlichen TV-Interview seit seiner Ernennung im April 2014 rechtfertigt er dieses Vorgehen mit Blick auf die vergangenen Jahre: «Es gibt schlicht zu viele Skandale, insbesondere in der Bankenwelt.»
Berufsverbote effektiver als Bussen
Branson bestätigt im Interview zudem, dass die Finma ihren Spielraum stärker ausnutze als früher. Sie bewegt sich in ihren Aktivitäten stets zwischen Persönlichkeitsschutz und öffentlichem Interesse. Im Fall Bank Coop hat sie sich für das öffentliche Interesse entschieden und entsprechend über ihre Massnahme informiert.
Im Vergleich zu Milliarden-Strafen, wie sie etwa die USA immer wieder verhängen, ortet der gebürtige Brite in den Massnahmen der Finma eine stärkere nachhaltige Wirkung. «Das hat einen grösseren Effekt als eine grosse Busse auszusprechen», glaubt Branson. «Sie ist heute angekündigt, morgen bezahlt und übermorgen vergessen.» Massnahmen, die auf ein konkretes Geschäftsfeld zielten, seien wirkungsvoller.
Unabhängig von der persönlichen Meinung des Finma-Direktors: Es wäre ihm ohnehin nicht möglich, Bussen auszusprechen. Dazu fehlt der Finanzmarktaufsicht die gesetzliche Grundlage.
UBS und CS hätten Stresstest bestanden
Die Finma steht immer wieder wegen mangelnder Transparenz in der Kritik. Wen kontrolliert sie genau? Auf welche Art und Weise? Wie lauten die Ergebnisse ihrer Massnahmen? Anders machte es jüngst die Europäische Zentralbank bei ihrem Stresstest. Sie hat 130 Finanzinstitute von Finnland bis Griechenland überprüft. 25 Geldhäuser fielen durch – die Resultate sind öffentlich.
Die Finma hingegen gibt keinen Einblick in die Ergebnisse der «Was-wäre-wenn»-Situationen, die sie mit Banken durchspielt. Mark Branson glaubt, diese Strategie erlaube einen besseren Dialog mit den Finanzinstituten. Ohne den Druck, die Resultate solcher Tests zu veröffentlichen, könne man strengere Szenarien durchspielen.
Bezüglich der beiden Schweizer Grossbanken UBS und Credit Suisse bestätigt er zumindest, wovon Experten bereits ausgegangen waren: «Wenn sie durch diesen europäischen Prozess hätten gehen müssen, hätten sie diesen sicher gut bestanden.»