Überschwemmungen, Tornados, Erdbeben: Sie verursachen innert Sekunden Milliardenschäden. Versicherungs- und Rückversicherungsgesellschaften wollen diese finanziellen Lasten nicht alleine tragen. Deshalb lagern sie das finanzielle Risiko von Naturkatastrophen an den Kapitalmarkt aus – mit Hilfe so genannter Katastrophen-Anleihen.
Investoren wie Hedge Funds und Vermögensverwalter kaufen diese Anleihen und erhalten dafür laufend Zinsen, die je nach Risikoeinschätzung bis zu 8 Prozent betragen – Traumrenditen im aktuellen Tiefzinsumfeld. Kommt es zur Naturkatastrophe, bezahlt die Versicherung die Schäden mit dem Geld der Investoren, und die Investoren verlieren ihr Geld. Bleibt die Katastrophe aus, erhalten die Investoren zusätzlich zu den Zinsen ihr gesamtes Geld zurück.
Gegen Cyber-Attacken, Betrug und nicht-autorisierte Transaktionen
Auf dieses Prinzip greift nun auch die Credit Suisse zurück. Die Zurich Versicherung hat für die Bank eine Police entwickelt, mit der sie operationelle Risiken auslagern kann: Cyber-Attacken, Betrug oder nicht-autorisierte Handelsgeschäfte von Mitarbeitern. Treten solche Ereignisse ein und verursachen einen finanziellen Schaden über einer festgelegten Grenze, darf die Bank auf das Geld zugreifen. Wie hoch die Grenze ist, sagen die involvierten Firmen nicht. Laut Medienberichten dürfte sie bei 3,5 Milliarden Dollar liegen.
Katastrophen-Anleihen, kurz Cat-Bonds, gibt es seit den 1990er Jahren. «Es ist nun aber das erste Mal, dass wir operationelle Risiken verbriefen können», sagt Thomas Hürlimann, Leiter des Bereichs Unternehmensversicherungen bei der Zurich.
Kritik vom Personal-Experten
Dass die Credit Suisse nicht nur Risiken wie Cyber-Angriffe oder Betrug auslagert, sondern auch das Risiko grober Mitarbeiter-Verfehlungen, etwa Verluste wegen nicht-autorisierter Handelstransaktionen, macht Patrick Boss stutzig. Er ist Arbeitspsychologe am Institut für Angewandte Psychologie an der ZHAW und berät Firmen, die Personal für Jobs mit hohen Sicherheitsanforderungen suchen.
Boss sagt, Firmen sollten Risiken wie grobe Mitarbeiter-Verfehlungen nicht auslagern, sondern versuchen, sie zu minimieren. «Man sollte schon bei der Selektion der Mitarbeiter darauf achten, dass man Leute einstellt, die nicht ausserordentlich risikofreudig sind.» Zudem sollten Führungskräfte sensibilisiert werden, ein Auge auf Ihre Mitarbeiter zu haben, um solche Risiken früh zu erkennen.
«Versicherungsschutz verändert das Verhalten nicht zum Schlechten»
Sie an den Kapitalmarkt auszulagern, könne dazu führen, dass die Mitarbeiter sogar mehr Risiken eingingen, so der Arbeitspsychologe. Die Credit Suisse äussert sich nicht dazu, Zurich-Mann Thomas Hürlimann widerspricht der These: Ein umfassender Versicherungsschutz verändere das Verhalten des Versicherten nicht zum Schlechten, «wenn sie eine Haftpflichtversicherung haben, schädigen sie ja auch nicht absichtlich das Eigentum des Nachbarn.»