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Wirtschaft Wie Firmen ihre Verwaltungsräte schützen

In der Schweiz gibt es rund 200‘000 Verwaltungsräte. Wer ein solches Mandat ausübt, geht einige Risiken ein. Denn mit seinen vielen Pflichten übernimmt ein Verwaltungsrat auch viel Verantwortung. Immer mehr Unternehmen schliessen darum für ihr oberstes Gremium eine spezielle Versicherung ab.

Mit einer zunehmend international vernetzten Wirtschaft steigen die Risiken für Unternehmen. Die Gefahren, die eine Firma bedrohen können, werden unübersichtlicher. In letzter Verantwortung steht dabei immer der Verwaltungsrat.

Viele Unternehmen in der Schweiz sichern darum ihr oberstes Leitungsgremium speziell ab, mit einer so genannten Organhaftpflichtversicherung, auch D&O-Versicherung («Director's & Officers»-Versicherung) genannt. Kommt es zu einer Verantwortlichkeitsklage, deckt diese Versicherung beispielsweise Schadensersatz-Forderungen oder Anwaltskosten.

Nicht versichern lässt sich jedoch absichtliches oder vorsätzliches Handeln. Ebenfalls nicht gedeckt werden Bussen oder unbezahlte Sozialversicherungsbeiträge etwa für die AHV.

Prämien bis in Millionenhöhe

Tisch und Stühle in einem Sitzungszimmer
Legende: Absichern lässt sich vieles – etwa Schadensersatz-Forderungen gegenüber Verwaltungsräten. Colourbox

Ein mittelgrosses Industrie-Unternehmen kann eine solche Versicherung mit einer Deckung von zum Beispiel 10 Millionen für rund 30‘000 Franken pro Jahr abschliessen. Bei internationalen Konzernen und entsprechend höherer Deckungssumme können die Prämien auf Millionenhöhe steigen. Allerdings sind die Prämien unter Druck, da immer mehr Versicherungen dieses Geschäft betreiben.

Fast alle börsenkotierten Firmen in der Schweiz verfügen über eine D&O-Versicherung. «Ohne eine solche finden die Firmen heute keinen Verwaltungsrat mehr für eine Bank oder eine Versicherungsgesellschaft», sagt Roland Müller, Rechtsanwalt und Professor an der Universität St. Gallen. «Auch im Transportgewerbe, in Spitälern oder wenn sie mit Amerika Geschäfte machen, ist sie absolut notwendig.»

Basler Kantonalbank ohne Schutz

«ECO» hat unter anderem bei acht Kantonalbanken nachgefragt, ob sie eine solche Versicherung besitzen. Bei sieben ist das der Fall.

Logo der Basler Kantonalbank
Legende: «Kosten im Verhältnis zum Nutzen zu hoch» – BKB verfügt als einzige angefragte Kantonalbank über keine D&O-Versicherung. Keystone

Grosse Ausnahme ist die Basler Kantonalbank (BKB). Ihre Begründung: «Die BKB hat seit jeher auf den Abschluss einer Organhaftpflichtversicherung verzichtet, weil die Kosten im Verhältnis zum erwartenden Nutzen und zum Bedürfnis als zu hoch eingeschätzt wurden.»

Das ist bemerkenswert, befindet sich doch die BKB im Zusammenhang mit dem US-Steuerstreit im Fadenkreuz der US-Behörden.

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