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Wirtschaft Wieso Aktionäre nun mit guten Dividenden rechnen können

Für Aktionäre ist nun die Zeit der Bescherung – ein Unternehmen nach dem anderen gibt die Höhe der Dividende für das letzte Geschäftsjahr bekannt. Bereits lässt sich sagen: Es ist ein gutes, wenn auch kein ausserordentliches Dividenden-Jahr. Die Ausschüttungsquoten sind höher als vor einem Jahr.

2014 war die Wirtschaftswelt noch in Ordnung: Die Unternehmen sind zumeist gewachsen und haben mehr verdient. Davon wollten nun die Aktionäre profitieren, sagt Christian Gattiker, Chefstratege der Bank Julius Bär: «Die Anleger sind schon darauf erpicht, etwas vom Erfolg der Unternehmen zu sehen.» Grosszügig sind vor allem jene Unternehmen, die regelmässig mit hohen Dividenen aufwarten – wie einzelne Immobiliengesellschaften oder Versicherungen.

Neu beglücken aber auch andere Unternehmen die Anleger mit Ausschüttungen. Sogar Unternehmen, die sonst nicht als «Dividendenperlen» bekannt sind und auch solche, denen es im vergangenen Jahr nicht besonders gut gelaufen ist. So würden sie neue Investoren anlocken, erklärt Fabian Häcki, Analyst bei der Bank Vontobel: «Das sehr tiefe bis negative Zinsumfeld führt zu einem gewissen Renditenotstand. Das lässt natürlich die Dividentenrenditen schon attraktiver erscheinen.»

«Nicht unbedingt klassische Anleger»

Aktien mit hohen Dividenden ersetzen quasi festverzinsliche Obligationen. Drei Prozent beträgt aktuell die Dividenenrendite im Durchschnitt. Verständlich, dass hierbei kaum jemand in zehnjährige Schweizer Staatsanleihen investiert, die null Prozent abwerfen. Gattiker: «Von daher sind eigentlich die Neu-Investoren am Aktienmarkt nicht unbedingt die klassischen Anleger, die eben auf Wachstum setzen und die Unternehmensrisiken wollen. Sondern es sind verzweifelte Obligationäre, die händeringend nach Alternativen suchen.»

Mehr Geld für die Aktionäre – das hat Folgen: Den Unternehmen bleiben damit weniger Mittel, um in ihr Wachstum zu investieren. Sie sind zurückhaltend – gerade bei Übernahmen. Das sei aber gar nicht so schlecht, findet Häcki: «Wenn die Firmen zu viel Geld einbehalten, machen sie dumme, wertvernichtende Akquisitionen. Grosse Akquisitionen, die vielleicht ihren Boni helfen, aber weniger dem Aktionärswert.»

Trotz höherer Dividendenzahlungen sind die meisten Schweizer Unternehmen solide finanziert. Das ist von Vorteil, jetzt wo ihnen der starke Schweizer Franken zusetzt.

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