Seit Mitte 2011 wurden die Hypothekarzinsen in der Schweiz fast durchgehend stetig günstiger. Nach der Aufgabe des Euro-Mindestkurses durch die Nationalbank sank der durchschnittliche Richtzinssatz für zehnjährige Festhypotheken gar bis auf 1,5 Prozent. Nun ziehen die Zinsen laut einer Erhebung des Internetvergleichsdienstes Comparis jedoch wieder an. Allerdings: Dies geschieht auf tiefem Niveau und betrifft nur langfristige Festhypotheken.
Der durchschnittliche Richtzinssatz für zehnjährige Festhypotheken stieg bis Ende März von 1,5 wieder auf 1,9 Prozent an. Dies sei in Zeiten von Negativzinsen für Grossanleger nur auf den ersten Blick erstaunlich, sagt SRF-Wirtschaftsredaktor Christian Kolbe: «Auf den zweiten Blick scheint der Anstieg ein Indiz dafür zu sein, dass die Banken wieder etwas genauer rechnen und versuchen, ihre Kosten im Griff zu haben.»
Nach wie vor finanzierten viele Banken die vergebenen Kredite über die Sparguthaben, wo sie derzeit wenig bis gar keinen Zins bezahlen müssen. Insofern seien die leicht höheren Zinsen auf langfristige Hypotheken als eine Art Puffer zu verstehen für den Fall, dass die Banken in einigen Jahren Sparguthaben wieder höher verzinsen müssen.
Dennoch bleibe die Finanzierung von Wohneigentum verhältnismässig günstig, sagt Kolbe. So verharrten die durchschnittlichen Zinsen für fünfjährige Festhypotheken mit 1,3 Prozent auch im März auf ihrem Tiefststand. Und der erhöhte durchschnittliche Richtzinssatz von 1,9 Prozent auf zehnjährige Festhypotheken liegt immer noch auf verhältnismässig tiefem Niveau.
Günstigere Kredite bei Pensionskassen und Versicherungen
Entsprechend beliebt bleiben Hypotheken mit Laufzeiten über sechs Jahren: Die Nachfrage für diese Hypotheken lag Ende 2014 bei 85 Prozent. Im Laufe des ersten Quartals dieses Jahres kletterte dieser Anteil auf 92 Prozent.
Besonders günstig sind Hypotheken für zehnjährige Festhypotheken derzeit bei Pensionskassen und Versicherungen zu haben. Hier reicht die Spannweite der Zinsen von 1,3 bis 1,7 Prozent, bei Banken von 1,6 bis 2,0 Prozent.Comparis begründet diese Differenz damit, dass erstere sich nicht am Markt refinanzierten und damit trotz der Negativzinsen der SNB nicht auf Absicherungen angewiesen seien. Hinzu komme, dass Pensionskassen und Versicherungen aufgrund ihrer langfristigen Verpflichtungen weniger von Zinsänderungen betroffen seien.