Das Burgdorfer Medizintechnik-Unternehmen Ypsomed kann auf ein erfolgreiches Jahr zurückschauen. Der Umsatz konnte um 11 Prozent auf rund 307 Millionen Franken und der operative Gewinn (EBIT) gar um über 80 Prozent auf 28,5 Millionen Franken gesteigert werden.
Mindestkursaufhebung: «die Wirtschaft nachhaltig geschädigt»
CEO Simon Michel ist mit dem Ergebnis zufrieden. Man habe «die Erwartungen sogar übertroffen». Auch für das nächste Jahr zeigt er sich zuversichtlich, auch wenn der schwache Euro auf das Ergebnis drücke.
Obwohl Ypsomed bislang gut mit dem schwachen Euro wirtschaften konnte, ist der 15. Januar bei der Familie Michel ein rotes Tuch. Anfang Februar bezeichnet Simon Michel den Entscheid der Nationalbank als «grosse Enttäuschung». Vater und Verwaltungsratspräsident Willy Michel nennt die Aufhebung des Mindestkurses an der heutigen Medienkonferenz «einen inakzeptablen Entscheid».
Auch Simon Michel äussert sich heute wieder zur Mindestkurs-Auflösung. Er sei kein Makro-Ökonom, aber als Unternehmer und als Schweizer sei der Entscheid «ein Problem». Während sich andere Branchen, wie zum Beispiel der Tourismus, mit einem steigenden Euro mittelfristig wieder erholen könnten, sei «die Wirtschaft nachhaltig geschädigt worden.» Er kenne kein Unternehmen der Grösse von Ypsomed, welches sich nicht überlege «einen Standort im Ausland aufzubauen».
Wachstum dank Diabetes in Schwellenländern
Spritzen und Pumpen für Zuckerkranke sind das Hauptgeschäft von Ypsomed. Diabetes sei eine «Wohlstandskrankheit», so Michel. In Schwellenländern wie Indien und China kämpft die Bevölkerung mit der explosionsartigen Verbreitung der Krankheit – allein in China gibt es über 110 Millionen Kranke.
In Peking will Ypsomed nun eine Tochtergesellschaft gründen. Das Geschäft scheint lukrativ, denn in China versichert der Staat seine Bevölkerung. Die Ypsomed könne ihre Produkte darum zu westeuropäischen Preisen anbieten.
Erbschaftssteuer: «Diebstahl»
Vor einem Jahr übernahm Simon Michel die Konzernführung der Ypsomed-Gruppe von seinem Vater. Rund 75 Prozent der Aktien sind im Besitz der Familie Michel. Ypsomed ist also quasi ein Familienbetrieb. Bei einem Ja zur Erbschaftssteuer-Initiative wäre auch Ypsomed betroffen: «Unsere Familie müsste Rückstellungen bilden. Wir müssten höhere Dividenden aus der Firma abziehen und dadurch der Firma Kapital entziehen. Dieses fehlt uns dann bei der Innovation und beim Ausbau.»
Für Simon Michel ist klar, warum er am 14. Juni bei der Erbschaftssteuer ein Nein in die Urne legen wird: «Ich bezeichne die Erbschaftssteuer als Diebstahl. Es ist unfair den Franken dreimal zu besteuern. Das macht kein anderes Land auf der Welt.» Auch Papa Michel äusserte sich schon gegenüber «ECO» zur Erbschaftssteuer. Er würde eine solche begrüssen, wenn man im Gegensatz die Vermögenssteuer abschaffe.
Sendebezug: SRF Börse vom 28.5.2015