Hinter der Idee des Zukunftsfonds steht vor allem ein Mann: Henri B. Meier, früherer Finanzchef und Verwaltungsrat des Pharmakonzerns Roche. Der heute 78-Jährige fördert seit mehr als einem Jahrzehnt Start-ups in der Schweiz, vor allem im Bereich Biotech.
«Die nächste Generation soll eine Chance erhalten für einen ähnlich hohen Lebensstandard und gleich konkurrenzfähig bleiben wie wir», umschreibt Meier die Philosophie. Als Vorbild hat er die USA: Die Amerikaner seien die Innovatoren der heutigen Welt. Ihre Innovationen würden fast ausnahmslos mit Venture Capital finanziert.
Möglichst viel an solchem Venture Capital – also Risikokapital – brauche auch die Schweiz, ist Meier überzeugt: «Am Anfang ist das Kapital. Das wird wie ein Magnet wirken. Und wir werden Projekte und Spezialisten aus der ganzen Welt bekommen. Siehe Silicon Valley.»
Das Konzept des Zukunftsfonds geht dahin, dass Schweizer Pensionskassen einen kleinen Teil ihrer Milliardenvermögen in junge Unternehmen stecken. Die Rede ist von einem bis langfristig höchstens 5 Prozent.
Pensionskassen: Ja, aber mit gesunder Skepsis
Die Pensionskassen sind grundsätzlich offen für einen solchen Fonds. Heute kämpften allerdings bereits viele Kassen mit sinkenden Renditen, gibt Christoph Ryter als Präsident des Pensionskassenverbandes zu bedenken. Entsprechend müsse das Risiko kalkulierbar bleiben. Mit einer gesunden Skepsis der Führungsorgane gegenüber grossen Investitionen in Start-ups sei deshalb zu rechnen.
Um dieser Skepsis zu begegnen, ist die Teilnahme an einem solchen Zukunftsfonds für die Pensionskassen deshalb freiwillig. Zudem soll der Fonds breit abgestützt sein und professionell verwaltet werden. Denn viele der rund 2500 Kassen in der Schweiz haben nicht genug Know-how, um junge Firmen zu bewerten. «Von dem her ist die Idee eines kollektiven Anlageinstrumentes sicher zu begrüssen», erklärt Ryter.
Hilft der «Zukunftsfonds» den Richtigen?
Vor allem in der ganz frühen Phase brauche es mehr Geld, um Schweizer Start-ups überhaupt auf den Weg zu bringen, betont Beat Schillig, Gründer des Instituts für Jungunternehmen in St. Gallen. Dafür sei der Fonds allerdings nicht gedacht. Dieser wolle vielmehr junge Firmen unterstützen, die bereits ein Produkt hätten oder aber mit einer Idee kurz vor dem Durchbruch stünden.
Schillig bezweifelt, dass das in der Schweiz funktioniert. So gebe es hierzulande eine relativ beschränkte Zahl an wirklich guten Start-ups, die sich in der globalen Wachstumsphase befänden. Diese würden zugleich bereits sehr gut von internationalen Investoren abgedeckt.
Meier: Gewaltige Sogwirkung
Eine Aussage, die Henri B. Meier so nicht stehen lassen will. Man dürfe das Feld nicht ausländischen Investoren überlassen. Und es gehe auch darum, die Schweiz mit einem gut finanzierten Fonds zu einem neuen Mekka der Risiko-Investoren in Europa zu machen: «Das wird gewaltige Sogwirkung haben, vor allem in Europa. Denn Kontinentaleuropa kennt das Venture Capital fast nicht.»
Das heisst: Dank dem Fonds sollen auch ausländische Jungfirmen und Forscher neu in die Schweiz kommen.
Im Parlament wurde die Idee des Zukunftsfonds gut aufgenommen und eine entsprechende Motion des Luzerner Ständerates Konrad Graber an den Bundesrat überwiesen. Dieser hat nun den Auftrag, eine Arbeitsgruppe von Spezialisten einzusetzen, welche die genauen Spielregeln ausarbeiten soll.