Das Wichtigste in Kürze
- Der Handel mit Kunst funktioniert ähnlich wie der Handel an der Börse.
- Sichere Anlagen sind Werke bekannter Künstler wie Picasso usw.
- Es gibt auch Riskikoinvestitionen in Werke junger, unbekannter Künstler, von denen einige bekannt werden.
Als der Hammer zum dritten Mal gefallen war, wechselten «Les Femmes d'Alger» des spanischen Meisters Picasso im Mai 2015 für den Rekordpreis von rund 160 Millionen Franken den Besitzer.
Es ist bis heute das teuerste je versteigerte Bild. Die Vorbesitzer erzielten erkleckliche Gewinne. Das weckt bei Anlegern Interesse.
Doch der Einstieg in den Kunstmarkt ist nicht einfach, sagt der Hamburger Professor Dirk Boll, Kunstmarktexperte am Auktionshaus Christie's: «Sie müssen den Markt verstehen, Sie müssen die Marktspieler identifizieren, Sie müssen wissen, wer die Meinungsführer sind und wer die Trends gestaltet.»
Strömungen beeinflussen den Markt
Der Kunstmarkt ist unübersichtlich. Es gibt keine festgesetzten, vergleichbaren Preise. Strömungen, Moden und Vorlieben haben einen starken Einfluss.
Dennoch sind laut Boll ganz ähnliche Strategien möglich, wie in anderen Anlagemärkten: «Entweder riskant investieren, indem Sie sehr viele sehr junge Künstler kaufen, von denen sich einige durchsetzen werden, und damit einen überdurchschnittlich hohen Renditeeffekt erzielen.»
Oder die Investoren kauften sogenannte Bluechips. Gemeint sind damit kanonisierte Künstler, die etwas weniger Wertentwicklungspotential bieten, dafür eine ganz hohe Sicherheit. Denn ein Picasso dürfte auch in einigen Jahrzehnten einen anständigen Wiederverkaufswert haben. Doch nicht immer ist direkte Rendite das Hauptmotiv der Investoren.
Kulturelles Investment
In gewissen Ländern liessen sich Steuern sparen, wenn man die erstandenen Werke einem Museum zur Verfügung stellt. Wer dabei nicht direkt etwas verdient oder spart, kann immer noch von der Aussenwirkung der gekauften Werke profitieren: «Dann haben Sie den kulturellen Wert und den Genuss des Kunstwerkes auf alle Fälle als kulturelles Investment.»
Das könne auch eine Eintrittskarte in Kreise sein, die einem neue Geschäftspartner oder Kunden erschlössen, was letztlich auch Aussicht auf neue Einnahmen versprechen. Alles zusammengenommen, meint Kunstexperte Boll, könne man bei der Kunst zumindest im Moment tatsächlich von einer Art Ersatzwährung sprechen.