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Wohneigentum wird teurer Trotz Zinsanstieg gehen auch Immobilienpreise nach oben

Am Hypothekenmarkt steigen die Zinsen, trotzdem kosten Häuser und Wohnungen immer mehr. Wie kommt es zu diesem Widerspruch?

Die neuen Zahlen der Immobilienberatungsfirma Wüest Partner lassen aufhorchen: Plus 6.6 Prozent bei den Eigentumswohnungen, plus 7.2 Prozent bei den Einfamilienhäusern.

So kräftig sind in den vergangenen zwölf Monaten die Preise gestiegen. Und allein im jüngsten, dritten Quartal von Juli bis September verteuerte sich das Wohneigentum in der Schweiz um gut ein Prozent.

Manche Leute haben viel Geld

Wie ist das möglich, wo doch die Hypothekarzinsen seit geraumer Zeit steigen und es somit immer kostspieliger und schwieriger wird, mit einem Kredit den Haus- oder Wohnungskauf zu finanzieren?

Die kurze Antwort: In der Schweiz haben offenbar viele Leute nach wie vor genug Geld, um sich ein Eigenheim zu leisten, fast egal, was es kostet.

Häuser am See.
Legende: Wohnen mit Sicht auf den See ist weiter gefragt – auch bei hohen Häuserpreisen. Hier das Beispiel Zollikon am Zürichsee. Keystone/Christian Beutler

Das heisst: Diese Klientel verdient gut und besitzt ausreichend Vermögen. So komme es, dass auf dem Immobilienmarkt die Nachfrage das Angebot weiterhin übersteige, sagt Robert Weinert, Leiter Immo-Monitoring von Wüest Partner: «Im Vergleich zur Nachfrage gibt es wenig Einfamilienhäuser und Eigentumswohnungen auf dem Markt.»

Besonders gesucht: am See mit tiefen Steuern

Dabei fällt auf, dass vor allem im hochpreisigen Segment das Geschäft rund läuft. Auch dies habe mit der ungebrochenen hohen Zahlungsbereitschaft zu tun, erklärt der Experte.

Die Rede ist von gut betuchten Interessentinnen und Interessenten, die beispielsweise eine Villa mit Sicht auf den See und die Berge in einer Tiefsteuergemeinde erwerben möchten.

«Hier ist das Angebot besonders dünn und die Nachfrage hoch», so Weinert. Betroffen seien dabei Regionen in den Kantonen Zürich und Schwyz sowie in der Innerschweiz und am Genfersee.

Kein Preissturz erwartet

Weinert ist sich allerdings sicher, dass sich wie im Ausland auch in der Schweiz mit der Zeit der Immobilienmarkt beruhigen werde. Denn die Schweizerische Nationalbank werde wohl weiter die Zinsen nach oben schrauben, womit auch die Hypozinsen noch mehr steigen.

Mit etwas Verzögerung dämpfe das die Nachfrage und dann auch den Preisauftrieb. Das gelte grundsätzlich für die ganze Schweiz und alle Preis-Segmente. «Die Preise dürften sich im nächsten Jahr deshalb stabil entwickeln», glaubt der Immobilienexperte von Wüest Partner.

Einen Preissturz am Immobilienmarkt allein wegen der steigenden Zinsen sieht die Beratungsfirma allerdings nicht kommen.

Rendez-vous, 19.10.2022, 12:30 Uhr

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