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Wohnen als teures Gut Jacqueline Badran: «Die Mieten steigen, obwohl sie nicht dürften»

Häuser und Wohnungen waren 2018 die erfolgreichste Anlage. Dabei sind hohe Renditen auf Immobilien nicht rechtens.

Wer in der Stadt eine Mietwohnung sucht, muss oft viel Geld auf den Tisch legen. Gleichzeitig zahlen jene, die seit Langem in derselben Wohnung wohnen, heute weniger als vor 10 Jahren. «Das sind die Leute, die ihre Senkungsansprüche geltend gemacht haben», sagt Immobilien-Analyst Donato Scognamiglio.

Der Referenzzinssatz in der Schweiz ist seit 2008 kontinuierlich gesunken, von 3.45 auf heute 1.5 Prozent. Vermieter sind verpflichtet, die Mieten zu senken, wenn der Bewohner darum bittet. Die Kluft zwischen Bestandes- und Angebotsmieten ist in den letzten Jahren stetig grösser geworden.

In den Augen von SP-Nationalrätin Jacqueline Badran läuft etwas gehörig falsch im Immobilienmarkt. «Die Angebotsmieten steigen, obwohl sie nicht dürften», sagt sie, und zitiert im «ECO Talk» aus dem Zivilgesetzbuch.

Dort heisst es im Artikel 569 des Obligationenrechts: «Mietzinse sind missbräuchlich, wenn damit ein übersetzter Ertrag aus der Mietsache erzielt wird oder wenn sie auf einem offensichtlich übersetzten Kaufpreis beruhen.»

Gesetzlich beschränkte Rendite

Laut Bundesgericht darf die Rendite, die der Besitzer einer Immobilie erzielt, nur ein halbes Prozent über dem Referenzzinssatz liegen. Das sind beim heutigen Zinssatz von 1.5 Prozent also 2 Prozent.

Gleichzeitig weist Donato Scognamiglio Immobilien als lukrativste Anlage im letzten Jahr aus. Im Durchschnitt wurden mit Immobilien-Direktanlagen 5.3 Prozent Rendite erzielt. Zum Vergleich: Schweizer Aktien lagen 8.6 Prozent im Minus.

Ein Glück für Stefan Mächler. Er ist Konzernleitungsmitglied von Swisslife, und Swisslife ist mit 35'000 Wohnungen die grösste Immobilien-Besitzerin der Schweiz. 1 Milliarde Franken hat sie in Liegenschaften investiert.

Hans Egloff, SVP Nationalrat und Präsident des Schweizerischen Hauseigentümerverbands, relativiert den Artikel 269: «Das kommt aus einer Zeit, in der wir noch sehr viel höhere Hypothekarzinsen hatten, beispielsweise in den 1990er-Jahren mit 7 Prozent oder noch höher.»

Man habe damals nicht daran gedacht, dass die Zinssätze einst so tief sein könnten wie heute. Jetzt gehe die Rechnung nicht mehr auf.

Die beste Altersvorsorge sind tiefe Mieten.
Autor: Jacqueline Badran SP-Nationalrätin

Donato Scognamiglio ist froh, dass Investoren wie Swisslife noch Geld mit Immobilien verdienen. «Sonst arbeiten wir bis 90.» Ein Argument, das Jacqueline Badran nicht gelten lässt. «Die beste Altersvorsorge sind tiefe Mieten. Wenn ich pro Monat nicht 500 Franken zu viel bezahle, weil ich die Rendite bedienen muss, habe ich ein Arbeitsleben lang eine Viertel Million zusammengespart.»

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