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Wohnen und Energie Der Preis von Heizöl ist im Keller: die Folgen und Hintergründe

Heizöl kostet so wenig wie seit dreieinhalb Jahren nicht mehr. Gut für die Haushalte – aber schlecht für Energiewende.

Heizöl auf Berg und Talfahrt:  Der Preis für das Heizöl schwankte in den vergangenen zehn Jahren wie selten zuvor. In der Zeit von Corona kosteten 100 Liter Heizöl nur noch etwas mehr als 60 Franken. Die Welt stand still, es brauchte in der Zeit der Pandemie wenigere Energie. Nach einer Phase der Normalisierung folgte der russische Angriff auf die Ukraine und ein Schock auf die Energiemärkte. Der Preis für das Heizöl kletterte auf über 170 Franken pro 100 Liter. Inzwischen hat der Wind gedreht. Aktuell ist der durchschnittliche Preis so tief wie seit September 2021 nicht mehr. Im Durchschnitt kosten 100 Liter derzeit rund 93 Franken - wobei es je nach Anbieter, Region und Heizölsorte Unterschiede gibt.  

Weshalb ist Heizöl so billig?  Für das Heizöl sind drei Faktoren wichtig. Das Erdöl, der Dollar und der Transport auf dem Rhein. Das Erdöl ist derzeit billig, weil es ein Überangebot gibt. Seit Jahresbeginn ist der Ölpreis um 19 Prozent eingebrochen. Der Dollar wiederum, der für den internationalen Energiehandel entscheidend ist, hat seit Jahresbeginn gegenüber dem Franken neun Prozent verloren. Diese Kombination führt dazu, dass das Heizöl in der Schweiz - in Franken gerechnet - so billig ist wie seit langem nicht mehr.    

Profitieren die Mieterinnen und Mieter? Wenn das Heizöl billiger wird, dann profitieren etliche Mieterinnen und Mieter mit einer zeitlichen Verzögerung. Die Heizkosten werden über die Nebenkosten abgerechnet. Auch das Gas ist billiger als zu Beginn des Krieges. Die Budgets der Haushalte mit solchen Heizsystemen werden nach den Preisschocks der vergangenen Jahr entlastet.

Lieferant von Heizöl schaut auf den Zähler beim Lastwagen
Legende: In den vergangenen Jahren waren die Abrechnungen happig. Nun gibt es eine Entspannung. Keystone / GAETAN BALLY

Wie gross ist der Anteil von Heizöl? Rund 37 Prozent der Bevölkerung in der Schweiz nutzt Heizöl als Energiequelle. Rechnet man das Gas hinzu, dann brauchen sogar 61 Prozent der Bevölkerung fossile Energien für das Heizen. Insbesondere in Wohnblöcken sind fossile Heizungen stark verbreitet, weil der Heizungsersatz komplizierter ist als bei Einfamilienhäusern. Bei Neubauten dominieren alternative Energien, wie Wärmepumpen oder Fernwärme.

Soll man jetzt Heizöl kaufen? Nach dem Winter sind die Tanks nur noch teilweise gefüllt. Ob man jetzt kaufen soll oder abwarten ist spekulativ – eine genaue Prognose ist unmöglich. «Ich bin optimistisch, dass wir im Sommer noch tiefere Heizölpreise sehen», schreibt Oliver Klapschus, Geschäftsführer von HeizOel24 auf Anfrage. Der Preis könne auf zwischen 80 und 90 Franken pro 100 Liter fallen, so der Experte. Die Ölpreise auf dem Weltmarkt seien weiter unter Druck, die Rheinfrachten könnten günstiger werden und der Wettbewerbsdruck in der Schweiz drücke den Preis nach unten. Falls die Preise wider Erwarten nach oben drehen sollten, dann könne man bei 100 Franken pro 100 Liter die Notbremse ziehen und zukaufen, schreibt Klapschus.

Energiewende gebremst? Die aktuell tiefen Preise für die fossilen Energien sind zwar eine Entlastung für die Budgets vieler Haushalte, andererseits könnte die Energiewende gebremst werden. Tiefe Preise für fossile Energien bedeuten, dass der Anreiz auf umweltfreundlichere Systeme umzustellen, abnimmt. Nach einem jahrelangen Boom wurden im vergangenen Jahr bereits deutlich weniger Wärmepumpen verkauft, ein Minus von 29 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Im laufenden Jahr sind die Verkäufe weiter rückläufig.

SRF 4 News, 5.5.2025, 16:13 Uhr;liea

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