Die Post ist verpflichtet, Menschen in der ganzen Schweiz Zahlungsverkehr-Dienstleistungen zu ermöglichen: mit der Grundversorgung. Der Bundesrat lässt klären, wie eine modernisierte Form aussehen soll.
Die Frage ist, inwieweit wir uns das weiterhin leisten wollen.
Wie es weitergeht, sei in erster Linie eine Kostenfrage, sagt Christian Levrat, Verwaltungsratspräsident der Post, im «Eco Talk». Heute versorge die Post nicht nur 90 Prozent, wie per Gesetz vorgeschrieben, sondern sogar 98 Prozent der Bevölkerung mit Barzahlungsverkehr.
Neben den 800 Poststellen auch in tausenden Orten mit Postboten, mit Zustellpersonal auch «im hintersten Dorf», so Levrat. «Die Frage ist, inwieweit wir uns das weiterhin leisten wollen.»
Konkurrenz bringt sich in Stellung
Die Grundversorgung im Zahlungsverkehr muss nicht zwingend bei der Post bleiben. Vergangene Woche brachte sich die Raiffeisenbank in Stellung. «Wir haben klar signalisiert, dass wir uns an dieser Diskussion beteiligen würden, weil wir sehr viele Erfahrungen und Know-how in dem Bereich haben», sagt Heinz Huber, Konzernchef der Raiffeisen, gegenüber SRF.
Der Hintergrund: Der Bundesrat hat im Juni 2022 den Auftrag erteilt, zu klären, wie eine modernisierte Form des Grundversorgungsauftrags von Post- und Zahlungsdienstleistungen aussehen soll. Zu klären sei auch, ob der Bedarf für einen digitalen Service public bestehe. «Wenn das geklärt ist, könnte man den Auftrag auch öffentlich ausschreiben», so Huber. Danach werde seine Bank prüfen, ob sie an der Bewerbung teilnehme.
Man könnte den Auftrag auch öffentlich ausschreiben.
Die Raiffeisen hat mit über 800 Standorten ein grosses Bankstellennetz und erhofft sich durch die Grundversorgung im Zahlungsverkehr auch mehr Kundschaft.
«Wir sind interessiert an den Kundinnen und Kunden. Wir bieten Bankdienstleistungen an. Schweizweit sind fast 40 Prozent der Bevölkerung Kundin oder Kunde von Raiffeisen. Ich glaube, das ist eine gute Ausgangslage für einen solchen Service», sagt Huber.
Kritik am Kredit- und Hypothekarverbot
Angesprochen auf die Konkurrenz, erwähnt Christian Levrat ein anderes Thema, das ihn beschäftigt: das Kredit- und Hypothekarverbot für die Postfinance, einem Tochterunternehmen der Post. Dieses darf selber keine Kredite vergeben.
Die Postfinance macht einen 100-Meter-Lauf auf einem Bein.
«Die Postfinance macht einen 100-Meter-Lauf auf einem Bein», sagt Levrat dazu. Das Institut dürfe das Geld, das es verwalte, nicht der Schweizer Wirtschaft zur Verfügung stellen. «Das mutet etwas absurd an.» Zudem gälten strengere Eigenmittelvorschriften für die Postfinance.
Raiffeisen-Chef Heinz Huber sagte dazu im Interview gegenüber CH Media, eine Stärkung der Postfinance durch die Politik sei nicht wünschenswert. «Die Konkurrenz funktioniert bereits hervorragend. Wir brauchen kein weiteres staatliches Institut, das Kredite vergibt.»