Vor zehn Jahren hätte Jan Koum seine Idee zu Whatsapp fast verworfen, aber sein Freund und Mitbegründer, Brian Acton, drängte ihn weiterzumachen. Der erste Entwurf der App war rudimentär. Es war ein Adressbuch, bei dem die Kontakte einen persönlichen Status hinzufügen konnten. «Kann nicht reden, bin gerade im Fitness», stand beispielsweise neben einem Namen in der App.
Ein halbes Jahr nach der Gründung kam die Nachrichtenfunktion hinzu. Sie sollte die Welt erobern. Das gängige SMS war von Anfang an unterlegen. Eine Textnachricht über den Mobilfunk kostete 20 Rappen und war begrenzt auf 160 Zeichen.
Ende der lukrativen SMS
Beim Nachrichtendienst Whatsapp gibt es keine Zeichenbeschränkung. Und die Textnachrichten können erst noch kostenlos in die ganze Welt versendet werden. Darauf waren die Telekomanbieter nicht vorbereitet, sagt Ralf Beyeler von Moneyland.
Grundsätzlich begann der Siegeszug der Textnachrichten aber um die Jahrtausendwende mit den SMS. Die Zahl der Textnachrichten über den Mobilfunk stieg bis 2011. Doch dann kam der Anfang vom Ende. Apple lancierte 2007 das erste massentaugliche Smartphone. Die Zeit der Apps, nicht zuletzt von Whatsapp war gekommen. Die Zahl der SMS nahm drastisch ab.
Schnell kamen bei Whatsapp weitere Funktionen hinzu, mit denen ein simples SMS nicht mithalten konnte. Schon Ende 2009 übermittelte Whatsapp Fotos. Zu dieser Zeit nutzten 200 Millionen Menschen den Dienst.
Eine Million neue Nutzer registrierten sich 2014 jeden Tag für Whatsapp. Das rief Facebook auf den Plan und führte zu dessen teuerster Übernahme. Facebook kaufte vor fünf Jahren Whatsapp für 19 Milliarden US-Dollar.
Unternehmen nutzen SMS
Über die letzten zehn Jahre kamen viele weitere Funktionen hinzu: Zum Beispiel Gruppenchats, Telefonie oder der Austausch von Dokumenten. Die letzten Zahlen zeigen 1.5 Milliarden aktive Nutzer im Dezember 2017. Trotz des Erfolgs von Whatsapp werden SMS immer noch genutzt. Das SMS sei längst nicht tot, sagt SRF-Digitalexperte Peter Buchmann.
Wichtig bleibt das SMS für Unternehmensanwendungen. Banken verschicken Zugangscodes für das E-Banking und Fluglinien bestätigen Buchungen per Kurznachricht. Der Telekom-Analyst Ovum prognostiziert, dass die Telekomanbieter ab 2022 global mit solchen kommerziellen SMS mehr Umsatz machen werden als mit Textnachrichten von Privatkunden. Trotzdem – insgesamt nimmt der Umsatz mit SMS ab.