Philipp Morris (PM) hat in Bern für seine E-Zigaretten lobbyiert. Denn zurzeit ist in der Schweiz wie auch in den USA ein entsprechendes Gesetz in Arbeit. Die Tabakkonzerne bringen sich in Stellung und passen ihre Geschäftsmodelle an, wie SRF-Wirtschaftsredaktor Manuel Rentsch berichtet.
Verdampfen oder erhitzen?
Weiter versucht Philip Morris, sich von Todesfällen beim Rauchen von E-Zigaretten zu distanzieren. Der Konzern argumentiert, dass die tödlichen Vorfälle vor allem durch sogenannte Verdampfer verursacht worden seien. Diese seien nicht vergleichbar mit den von PM in der Schweiz hergestellten Erhitzern. Forschung und Entwicklung sowie Produktion haben laut Rentsch mehr als sechs Milliarden Franken gekostet.
Während die meisten grossen Tabakkonzerne auf Verdampfer setzen, bevorzugt PM batteriebetriebene Erhitzer, die ohne Flüssigkeit funktionieren. Verdampfer hingegen verwenden mit Flüssigkeit gefüllte Kartuschen.
Werbung für den Unterschied?
Es geht bei der Diskussion aber auch um Werbeverbote und Jugendschutz. Ein Verkaufsverbot für Tabakprodukte an Jugendlichen ist in der Branche unbestritten. Bei der Werbung aber erhofft sich PM laut Rentsch mehr Spielraum vor allem in Internet. Die Hersteller von E-Zigaretten möchten aufzeigen, dass sie weniger schädliche Produkte herstellen und verlangen eine Unterscheidung. Eine solche ist im jetzigen Gesetzesentwurf nicht vorgesehen.
Einfach weniger ungesund?
Philip Morris macht geltend, dass sein Produkt 95 Prozent weniger Schadstoffe enthält als herkömmliche Zigaretten. Verwiesen wird auf Daten der Tabakindustrie und unabhängige Studien.
Forscher der Europäischen Lungenärzte-Vereinigung machten ebenfalls unter Verweis auf unabhängige Studien geltend, dass bei Tabakerhitzern sehr wohl giftige Substanzen entstünden. Manche in niedrigeren Mengen, manche in weit höheren Mengen als beim Rauchen.
Nicht die Ärzte müssen die Schädlichkeit von E-Zigaretten beweisen, sondern die Industrie deren Unschädlichkeit.
Lungenärztin Daiana Stolz vom Basler Universitätsspital hält dazu fest: «Wir dürfen nicht erwarten, dass die Ärzte beweisen müssen, dass E-Produkte schädlich sind.» Vielmehr müsse die Industrie deren Unschädlichkeit belegen.
Wie gefährlich ist «Vaping»?
Zum Verdampfen von Flüssigkeit erschienen zurzeit laufend neue Studien und Fakten, gerade nach den Todesfällen und hunderten von schweren Erkrankungen in den USA. Doch die Aussagen sind widersprüchlich, wie SRF-Wissenschaftsredaktorin Irène Dietschi festhält:
So fanden kürzlich britische Kardiologen heraus, dass sich die Blutgefässe von starken Zigarettenrauchern beim Umstieg auf E-Zigaretten schon nach einem Monat deutlich verbessern. Zur gleichen Zeit betont eine Studie deutscher Kardiologen, Vaping schade Gehirn, Blutgefässen und Lunge.
Probates Mittel zum Rauchstopp?
Gemeinsam ist beiden Studien, dass es über die Langzeitfolgen von Vaping noch keine Daten gibt. In der Frage, ob E-Zigaretten als Alternative zu herkömmlichen Zigaretten taugen, sind die Fachleute gespalten. Ein Teil rät ab, solange ausreichenden Wissen über die Langzeitfolgen fehlt. Andere und dabei vor allem Hausärzte sind pragmatischer und empfehlen E-Zigaretten für einen Rauchstopp mit gutem Gewissen – als weniger schädliches Produkt. Das ist genau das Argument von Philip Morris, wie Dietschi bemerkt.