Die Angst ist gross. Und sie erscheint berechtigt. Welche Zusatzzölle lässt sich US-Präsident Donald Trump als nächstes einfallen? Wie wirken sich – neben dem Zollchaos – die Kriege und sonstigen Krisen auf die Geschäftsaussichten aus? Droht eine Wirtschaftsflaute? Fragen über Fragen.
Antworten darauf fehlen. «Die Unsicherheit bei den Unternehmen ist sehr gross», sagt Klaus Abberger, der sich bei der KOF-Konjunkturforschungsstelle der ETH mit der Stimmung in der Wirtschaft befasst.
Dämpfer wird deutlich sichtbar
Angesichts der lähmenden Unsicherheit erstaunt es nicht: Das Barometer zur Firmenstimmung in der Schweiz des Informationsdienstes Dun & Bradstreet ist im Vergleich zum Vorquartal um 18 Prozent gesunken. Die Aussichten in den Führungsetagen trüben sich hierzulande sogar stärker ein als im globalen Durchschnitt – weltweit wird ein Minus von lediglich 6 Prozent verzeichnet. Die globalen Daten stammen aus dem Report «Global Business Optimism Insights» von D&B für das dritte Quartal.
Der Konsum stützt im Moment die heimische Wirtschaft.
Der Grund für die getrübte helvetische Befindlichkeit liegt auf der Hand: Als kleines Land mit einer sehr exportorientierten Wirtschaft reagiert die Schweiz besonders empfindlich auf Störungen im Welthandel. Die aktuellen Wirren der Handelspolitik macht den hiesigen Firmenchefs entsprechend Sorgen.
Noch kein Grund zur Panik
Interessanterweise belastet die andauernde Unsicherheit die Firmen stärker als die Leute im Alltag. Die meisten Menschen haben es sich in der neuen, wackeligen Lage offenbar bereits einigermassen eingerichtet. Als Trump seinen Zollhammer am sogenannten «Liberation Day» am 2. April niederschmettern liess, da belastete dies – lediglich vorübergehend – die Kauflaune. Seither hat sich die Konsumentenstimmung wieder aufgehellt. Auch die Arbeitsmarktlage ist derzeit recht stabil.
Zum Schweizer Verbraucherverhalten sagt KOF-Ökonom Klaus Abberger: «Der Konsum stützt im Moment die heimische Wirtschaft. Dabei hilft es, dass das Thema der Inflation in den Hintergrund rückt, zumindest für die Konsumenten.» Mit anderen Worten: Weil die Preise beim Einkaufen nicht mehr gross steigen, bleibt die Kaufkraft der Löhne erhalten. Die Leute sind eher bereit, Geld auszugeben.
Kommt dazu: Auch die Firmen haben Grund zur Hoffnung. Derzeit sieht es so aus, als laufe der Handel mit Europa einigermassen gut. «Viele Unternehmen setzen nun, wenn möglich, mehr auf den Markt Europa», bestätigt Klaus Abberger von der KOF. Insofern kann die Schweizer Exportwirtschaft froh sein, dass die EU nach wie vor der wichtigere Handelspartner ist, noch vor den USA.