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Zolleinigung mit den USA Schweizer Wirtschaft kann durchschnaufen – aber nicht aufatmen

Der Durchbruch ist geschafft: Die Schweiz hat in den Verhandlungen mit den USA eine Einigung erzielt, mit der die US-Strafzölle von 39 auf 15 Prozent sinken. Damit bekommen die Schweizer Exportunternehmen im Geschäft mit der US-Kundschaft fortan wieder gleich lange Spiesse wie ihre Konkurrenten in der EU.

Das ist zweifellos eine gute Nachricht, insbesondere für die Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie, aber auch für die Uhrenbranche. Sie haben in den letzten Monaten besonders stark unter der amerikanischen Zollpolitik gelitten.

Happige Gegenleistungen notwendig

Im Gegenzug werden happige Gegenleistungen von der Schweiz erwartet: Die hiesige Wirtschaft muss in den nächsten Jahren 200 Milliarden US-Dollar in den USA investieren. Pharma-Unternehmen wie Roche und Novartis, aber auch Industriebetriebe wie Stadler Rail und Pilatus, bauen ihre Präsenz in den USA aus, mit Produktionsstätten und Jobs. Dies letztlich auch zu Lasten des Standortes Schweiz.

200 Milliarden US-Dollar, ein Drittel davon bereits im kommenden Jahr: Das Volumen und das Tempo dieses Investitionsversprechens sind einzigartig, wie die zuständige Staatssekretärin Helene Budliger Artieda vor den Medien einräumte. Möglich wurde das dank vereinten Kräften aus der Wirtschaft.

Durchschnaufen Ja, aufatmen Nein

Die Zolllast aus den USA wirkt wie ein Bremsklotz für das Schweizer Wirtschaftswachstum. Dieser Bremsklotz wird nun deutlich kleiner. Ganz verschwindet er aber nicht: 15 Prozent sind noch immer ein stolzer Zoll und ein Mehrfaches dessen, was die Schweiz noch vor einem Jahr hatte.

Kommt hinzu, dass die Schweizer Exportbranche mit weiteren Herausforderungen zu kämpfen hat: Da ist die schwache Konjunktur in mehreren Absatzmärkten, auch in der EU. Und da ist der starke Franken, der Schweizer Exporte ins Ausland verteuert. Beides hält an.

Unsicherheiten bleiben

Trotz der Einigung bleiben viele Unsicherheiten. Gelingt es wirklich, die Absichtserklärung in ein rechtsverbindliches Abkommen zu überführen? Wie werden die noch offenen Fragen gelöst? Hält das Abkommen dem innenpolitischen Prozess Stand? Und nicht zuletzt: wie lange hält der Burgfrieden mit der oft erratisch agierenden Administration von Donald Trump, die auf der Suche nach weiteren Staatseinnahmen zu immer wieder neuen Druckmitteln greift?

Kurz: Eine Absichtserklärung ist unterzeichnet. Die Zollsenkung ist wichtig für die hiesige Exportindustrie. Mit den dafür notwendigen Gegenleistungen muss die Schweiz leben. Doch die Gegenpartei bleibt unberechenbar.

Eveline Kobler

Wirtschaftsredaktorin

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Eveline Kobler war über 15 Jahre bei Radio SRF, u.a. als Leiterin der Wirtschaftsredaktion und Moderatorin der Samstagsrundschau. Seit Oktober 2025 ist sie zurück bei SRF als Wirtschaftsfachfrau bei SRF TV und designierte Eco-Talk-Moderatorin.

Tagesschau 14.11.2025, 10vor10 14.11.2025

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