Der Lockdown in China hat weltweit Lieferkettenprobleme verursacht. Die aktuellen Lockerungen der Corona-Einschränkungen führen zu Entspannung. Jedoch wird das Lieferkettenproblem voraussichtlich noch eine Weile andauern. Deshalb haben Schweizer Unternehmen auf Vorrat eingekauft – das wird ihnen nun zum Verhängnis.
Die Firma E. C. Fischer verkauft Floristik- und Deko-Artikel. Diese bezieht sie hauptsächlich aus China. Weil die Ware verspätet ankommt und teils länger braucht in der Produktion, wird Platz für Zwischenlager benötigt. Eine zusätzliche Lagerhalle hat die Firma bereits gemietet. «Wir verdichten, wo wir können», sagt Philipp Jaeggli, Geschäftsführer von E. C. Fischer, «wir nutzen die Ladenflächen, die Aussenrampen, Flächen von Büros. Die Lage ist ernst».
Ware auf Lager binde zwar viel Kapital, aber dafür könnten die Kunden bedient werden, und das sei eine grosse Stärke, so Philipp Jaeggli.
Die Lage ist ernst.
Auch Fritschi Fenster musste umdenken. Normalerweise produziert die Firma Fenster auf Bestellung und bewirtschaftet kein Lager. Doch auch sie hätten Einzelteile im Voraus bestellt, weil grosse Unsicherheit herrsche, sagt Tobias Gisy, stellvertretender Geschäftsführer. Diese Einzelteile brauchen Lagerplatz. Momentan reiche die Lagerkapazität noch aus, aber bald werde man zusätzliche Lagerfläche suchen müssen.
Die Auftragsbücher des Fensterproduzenten sind seit der Coronakrise gefüllt. Eigentlich erfreulich, jedoch braucht es längerfristig mehr Lagerplatz bei steigender Auftragsmenge. Es stelle sich die Frage, selbst eine Unterstellhalle zu bauen, dies sei aber für die nähere Zukunft nicht budgetiert. Dennoch sagt Tobias Gisy zuversichtlich: «Es gibt für jedes Problem die passende Lösung.»
Lieferung verspätet, Saison verpasst
Wie E. C. Fischer und Fritschi Fenster geht es auch vielen anderen Firmen. Auf der Suche nach Lagerplätzen wenden sich Unternehmen an die Logistikfirma Galliker. Täglich erhält Galliker Anfragen von Gross- und Kleinunternehmen. Auch sie sind von Lieferkettenproblemen betroffen und können deshalb sonst besetzte Flächen als Lager vermieten. Das Car-Parking von Galliker, wo normalerweise Neuwagen gelagert werden, steht zurzeit leer, weil der Autoindustrie Chips aus Asien für die Produktion fehlen. Diese Lagerfläche bietet jetzt Platz für andere Produkte. Hierbei handle es sich um Produkte aus dem Non-Food-Bereich, so Peter Galliker. Die Nachfrage nach Lagerfläche sei gross.
Trotz Lockerungen der Corona-Massnahmen in China dauert es sechs bis acht Wochen, bis ein Container hier eintrifft. Die gelieferten Produkte werden dann teilweise gar nicht mehr benötigt und müssen für die nächste Saison eingelagert werden, so zum Beispiel Sommerware, die noch nicht angekommen ist oder Heizkörper, die zu spät eingetroffen sind. Der Grossteil der Produkte seien im Bereich Bau und Hobby, und diese müssten eigentlich gerade jetzt im Laden verfügbar sein.
Bis jetzt halten sich Unternehmen zurück, wegen dieser Notlage zusätzliche Lagerkapazitäten quasi auf der grünen Wiese neu zu erstellen. In der Hoffnung, dass sich die Probleme in den Lieferketten bald lösen werden. Allerdings bleibt es schwierig, abzuschätzen, ob und wann diese Entspannung eintreten wird.