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Zuger Kantonsgericht Konkurs abgewendet: Nord Stream 2 darf weiterleben

  • Nord Stream 2 mit Sitz im Kanton Zug wendet den Konkurs ab.
  • Dem Pipeline-Unternehmen ist es laut Zuger Kantonsgericht gelungen, sich mit seinen Gläubigern zu einigen.
  • Es steht weiter unter US-Sanktionen und seine Pipelines sind ausser Betrieb.

Mehrfach und über die maximale Frist von 24 Monaten hinaus hatte das Zuger Kantonsgericht die definitive Nachlassstundung des Unternehmens Nord Stream 2 verlängert. Bis am 9. Mai musste das Unternehmen seine rund 150 Gläubiger ausbezahlen.

Das Zuger Kantonsgericht teilt nun mit, dass sich diese mit Nord Stream 2 geeinigt hätten. Der Nachlassvertrag wurde bestätigt. Der Entscheid kann aber noch angefochten werden. Nach Auskunft des beauftragten Sachwalters Philipp Possa beträgt die Beschwerdefrist 10 Tage.

Einschätzung von Wirtschaftsredaktorin Manuela Siegert

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Dieser Entscheid ist keine Überraschung. Das Zuger Kantonsgericht hatte die Frist für die definitive Nachlassstundung über die zulässigen 24 Monate hinaus um weitere 5 Monate verlängert. Als Gründe führte es Gespräche mit Investoren an. Deren Namen waren im Entscheid allerdings geschwärzt.

Zudem fügte das Zuger Kantonsgericht die «ausserordentliche politische Lage» als Begründung für die Verlängerung an. Zu diesem Zeitpunkt war der neue US-Präsident noch nicht im Amt. Auch die deutsche Regierung stand vor Neuwahlen. Offenbar gibt es gewichtige Interessen, das Unternehmen am Leben zu erhalten. Dabei sollte seine Einnahmequelle versiegt sein, und US-Sanktionen machen es grösstenteils handlungsunfähig.

Nord Stream 2 ist eine der beiden Betreibergesellschaften der Nord-Stream-Pipelines in der Ostsee. Am 26. September 2022 sind drei der insgesamt vier Erdgasleitungen durch Explosionen beschädigt worden. Die einzig verbliebene Röhre gehört zu Nord Stream 2, ist aber bis heute nie in Betrieb gegangen. Deutschland hatte ihr kurz vor Kriegsausbruch im Februar 2022 keine Betriebsbewilligung erteilt.

Wie das Unternehmen weiterfahren will, ist zunächst nicht zu erfahren. Im März berichteten die britische Financial Times und die deutsche Bild-Zeitung, dass die USA an einer Wiederbelebung von Nord Stream 2 arbeiten würden.

Nord Stream ist ein Projekt, das von Anfang an geopolitisch höchst umstritten war. Dass russisches Gas direkt nach Deutschland floss, erzürnte mehrere europäische Länder. Auch alle US-Präsidenten, darunter Donald Trump während seiner ersten Amtszeit, bekämpften das Projekt.

Unternehmen in Zug

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Graues Gebäude
Legende: Nord Stream 2 hat seinen Sitz in Steinhausen im Kanton Zug. SRF

Nord Stream 1 und Nord Stream 2 werden aus jeweils eigenständigen Firmen betrieben. Als Sitz entschied man sich für den steuergünstigen Standort Zug in der Schweiz. Die offizielle Begründung lautet: Die Unternehmen sollten in keinem der beteiligten Länder sitzen.

Nord Stream ist zu 51 Prozent in Besitz des russischen Energieunternehmens Gazprom. Weitere Aktionäre sind die europäischen Energieversorger E.on, Wintershall, Gasunie und Engie. Nord Stream 2 ist vollständig im Besitz von Gazprom. Zweiteres Unternehmen steht unter Sanktionen der USA.

Die ersten beiden Stränge waren am 8. November 2011 durch die damaligen Regierungschefs von Deutschland und Russland, Angela Merkel und Dmitri Medwedew, eingeweiht worden. Drei Jahre später wurde Nord Stream 2 beschlossen.

SRF 4 News, 7.5.2025, 16:36 Uhr ; 

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