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Sabotierte Gaspipelines Nord Stream 2: Firma muss jetzt zahlen – oder geht in Konkurs

Ende Woche läuft ein Ultimatum aus. Nord Stream 2 muss zahlen, sonst geht sie in Konkurs. Es geht um russisches Gas.

Um diese Firma geht es: In der Ostsee gibt es zwei Pipelines für Gaslieferungen von Russland nach Europa, Nord Stream 1 und Nord Stream 2. Beide sind seit einer Sabotage vor knapp drei Jahren ausser Betrieb. Die Pipelines werden von zwei unterschiedlichen Firmen aus dem Kanton Zug betrieben, die Firma Nord Stream 2 AG steckt in einem Nachlassverfahren. Das Unternehmen hat etliche offene Rechnungen, die im Zusammenhang mit dem Bau der Pipeline stehen. Die Baufirmen und Lieferanten warten auf ihr Geld.

Nord Stream 2 in Nöten: Das Unternehmen hat bis am Freitag Zeit, die Kleingläubiger auszubezahlen. Diese Frist hat das Kantonsgericht Zug Anfang Jahr gesetzt. In den kommenden Tagen wird sich zeigen, ob das Ultimatum eingehalten wird. Die Frist für die Zahlungen wurde bereits mehrfach verlängert. Eine weitere Verschiebung ist gesetzlich nicht mehr möglich. Wird die Frist vom 9. Mai nicht eingehalten, dann geht die Firma von Amtes wegen in Konkurs. Mit der Zerschlagung der Firma wäre offen, wer die Kontrolle über den Betrieb dieser Gaspipeline übernehmen würde.

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Legende: Die Nord Stream 2 AG hat ihren Sitz in Steinhausen im Kanton Zug. In welche Richtung geht es mit der Firma? SRF

So sind die Chancen: Es gibt Anzeichen, dass das Unternehmen zumindest versucht, den Verpflichtungen nachzukommen. Es gibt entsprechende Medienberichte aus Deutschland, wo die Zahlungen längst fällig sind. So berichten ARD und NDR, dass der Sachwalter, die Firma Transliq aus Bern, die ersten Zahlungen veranlasst habe. Das Geld sei diese Woche ausbezahlt worden. Allein in Norddeutschland warten 150 Bauunternehmen und Dienstleister seit rund drei Jahren auf die Zahlung von 25 Millionen Euro. Die Unternehmen waren am Bau von Nord Stream 2 beteiligt.

Gaspipelines
Legende: Anlage von Nord Stream 2 in Mecklenburg-Vorpommern in Deutschland, wo besonders viele Firmen auf ihr Geld warten. Keystone / JENS BÜTTNER

Neue Geldgeber: Laut Gerichtsunterlagen vom Januar stand die Nord Stream 2 AG in Verhandlung mit neuen Investoren. Nun stellt sich die Frage, wer überhaupt in das Geschäft investieren könnte und somit auch Einfluss nehmen würde. Es ist offen, ob die Pipeline nach dem Krieg wieder in Betrieb genommen wird. Falls ja, könnte es ein Milliardengeschäft werden. Natürlich müssten die sabotierten Pipelines in der Ostsee zuerst repariert werden.

Kein Gas mehr durch die Ukraine: Abgesehen von den beiden Pipelines von Nord Stream gibt es auch eine Gasverbindung von Russland durch die Ukraine nach Europa. Diese Gaslieferungen wurden erst Anfang Jahr von der Ukraine gestoppt, nachdem die Verträge Ende 2024 ausgelaufen waren. Zuvor flossen 5 Prozent der europäischen Gasimporte durch die Pipeline der Ukraine. Durch den Stopp entgehen Russland Einnahmen von schätzungsweise mehr als 6 Milliarden Dollar pro Jahr. Der Ukraine wiederum entgehen Einnahmen aus den Transitgebühren von rund einer Milliarde Dollar.

Europa viel weniger abhängig: Vor dem Ukrainekrieg war Europa stark von den Gaslieferungen aus dem Osten abhängig, insbesondere die Industrie in Deutschland. Das billige Gas aus Russland war in Bezug auf die Energie die Grundlage der westlichen Fabriken. Vor dem Krieg lieferte Russland bis zu 45 Prozent von Europas Gasimporten. Aktuell liegt der Anteil nur noch bei 19 Prozent. Es gibt nach wie vor russisches Gas über eine Verbindung durch die Türkei, Lieferungen an Kunden in Ungarn und Serbien. Der Rest von Europa hat längst Alternativen gefunden – vor allem Flüssiggas aus den USA und Katar. Die Lieferungen sind allerdings teurer. Demzufolge wird sich mittel- und langfristig die Frage über die Zukunft von Nord Stream stellen – und der dazugehörigen Firmen im Kanton Zug.

SRF 4 News; herb

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