- Die chinesische Wirtschaft legte im zweiten Quartal um 6,9 Prozent zu im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.
- Sie wuchs damit genauso schnell wie in den ersten drei Monaten des Jahres.
- Die Staatsschulden sind nach wie vor gross.
Das teilte das Pekinger Statistikamt am Montag mit. Ökonomen waren von einer leichten Abkühlung auf 6,8 Prozent ausgegangen. «Die Daten sind besser, als die meisten Analysten vermutet haben», sagte der Pekinger Wirtschaftsprofessor Huang Weiping.
Der zuletzt starke Aussenhandel habe sich als Stütze erwiesen. Allein im Juni hatten die Exporte um 11,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr zugelegt, die Ausfuhren stiegen sogar um 17,2 Prozent. Auch andere Konjunkturdaten zeigten nach oben.
Zumindest momentan sehen alle Daten gut aus.
Die Anlageinvestitionen legten im ersten Halbjahr um 8,6 Prozent zu, während die Detailhandelsumsätze sich um 10,4 Prozent verbesserten, wie das Statistikamt mitteilte. «Zumindest momentan sehen alle Daten gut aus», sagte Huang Weiping.
Entwicklung dank staatlichem Stimulus
Langfristig seien aber durchaus Zweifel angebracht. «China hat noch immer keinen nachhaltigen Wachstumspfad eingeschlagen.» Viele Stimulus-Massnahmen des Staates hätten dazu beigetragen, dass sich die Wirtschaft zuletzt so robust entwickelt habe.
Andere Experten sahen nach wie vor die steigenden Schulden von chinesischen Unternehmen als grösste Gefahr für die Wirtschaft. Im Mai hatte die US-Ratingagentur Moody's Chinas Kreditwürdigkeit schlechter eingeschätzt und das Rating des Landes um eine Stufe gesenkt. Grund waren Befürchtungen, Chinas bisherige finanzielle Stärke könnte in den kommenden Jahren leiden. Erwartet würden steigende Schulden bei zugleich abnehmenden Wachstumsraten.
Staatsmedien zitierten am Wochenende Chinas Präsidenten Xi Jinping mit den Worten, dass der Abbau der Schulden in den Staatsunternehmen «hohe Priorität» habe. Auch müssten Behörden entschiedener gegen «Zombie-Firmen» vorgehen, die ausschliesslich mit neuen Krediten künstlich am Leben gehalten werden.
Reformen lassen auf sich warten
Obwohl erste Massnahmen im Kampf gegen die Schulden zu erkennen seien, gingen Beobachter davon aus, dass Peking schmerzhafte, aber notwendige Reformen weiter aufschieben wird. Vor dem grossen Parteikongress im Herbst, bei dem Chinas Präsident Xi Jinping seine Macht weiter ausbauen will und sich aller Voraussicht nach seiner zweiten Amtszeit sichern wird, sollen schlechte Nachrichten nicht auf die Stimmung drücken.
Im vergangenen Jahr war Chinas Wirtschaft nur um 6,7 Prozent gewachsen - so langsam wie seit 26 Jahren nicht mehr. Für dieses Jahr hatte die Regierung ein Ziel von «rund 6,5 Prozent» oder wenn möglich auch mehr vorgegeben.