SRF: In den ersten 25 Jahren hat das Mädchenhaus fast 1'200 Mädchen und junge Frauen betreut: Gibt es den typischen Fall?
Dorothea Hollender: Den typischen Fall gibt es nicht. Es sind aber Mädchen, die in der Regel über mehrere Jahre Gewalt erlebt haben. Das geht von Drohung bis zu Zwangsheirat oder Verschleppung. Es ist erschreckend. Jede Geschichte ist anders und jede Geschichte ist voller Gewalt.
Das Mädchenhaus Zürich bietet sieben Plätze. Wenn man sieht, dass der Kanton Zürich 1,5 Mio. Einwohnerinnen und Einwohner hat und Sie auch noch Mädchen aus anderen Kantonen betreuen, tönt das nach wenig. Reicht das?
Wichtig wäre, dass es solche Angebote auch in der Westschweiz und im Tessin gibt. Wir würden aber auch gerne etwas ausbauen, um flexibler zu sein. Hätten wir noch etwas mehr Platz, könnten wir besser auf Notsituationen reagieren. Da sind wir dran.
Wissen Sie eigentlich, was mit den Mädchen und jungen Frauen passiert, wenn sie das Mädchenhaus verlassen?
Sie gehen zu anderen Betreuungsangeboten, wir wissen aber nicht genau, was passiert. Deshalb möchten wir gerne mit einer Hochschule zusammenarbeiten, um herauszufinden, welche Wirkung unsere Arbeit hat. Wir möchten wissen, was passiert in fünf, in zehn Jahren. Wir haben erste Kontakte geknüpft mit der Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften (ZHAW).
Die Fragen stellte Hans-Peter Künzi. Sie finde das ganze Gespräch im Audiofile.