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Wochengast Eva Herzog «Es ist ein paar Mal vorgekommen, dass ich mich ausweinen musste»

Die Basler Finanzdirektorin hat am Freitag wehmütig Abschied von ihrem Amt als Regierungsrätin genommen.

Am Samstagmorgen um 10 Uhr kommt das Umzugsunternehmen, welches die letzten Habseligkeiten von Eva Herzog aus ihrem Büro am Fischmarkt abtransportiert. Sie sei bereit, sagt Herzog. Noch ein, zwei Kisten müsse sie packen, den Rest habe sie bereits erledigt und verstaut.

15 Jahre lang war Herzog Basler Finanzdirektorin, präsentierte Jahr für Jahr schwarze Zahlen. Diese Ära geht nun zu Ende. Angekündigt hatte Herzog ihren Rücktritt bereits im Mai, als sie ihre Kandidatur für den Ständerat bekannt gab. Ihre Amtszeit liess sie indes nicht geruhsam ausklingen, noch an ihrem letzten Arbeitstag leitete sie in Bern eine Sitzung der Schweizer Finanzdirektorenkonferenz. Dieses «Gerenne» bis zum Schluss sei ihr ganz recht gewesen, weil sie so weniger Zeit gehabt habe, Wehmut aufkommen zu lassen.

Im Gespräch mit Herzog hört man es nämlich schon heraus, der Abschied fällt ihr schwer. Ihr Team sei ihr ans Herz gewachsen, sagt sie, die Arbeit in der Exekutive, Entscheide zu fällen und umsetzen zu können, habe ihre viel Freude bereitet. «Diese operative Tätigkeit hat mir sehr gefallen, Regierungsrätin zu sein ist das tollste Amt, das ich bislang ausüben durfte.»

Anmerken lassen habe sie sich diese Wehmut im Alltag kaum. Aber in der Nacht, in den Träumen, hätten sie die Gedanken an den Abschied schon seit einigen Monaten verfolgt. «Es ist in den letzten Wochen ein paar Mal vorgekommen, dass ich mich an einer Schulter ausweinen musste.»

Herzog tritt als echte Magistratin ab. Anfangs, als sie als junge Feministin die bürgerlich dominierte Männerwelt des Finanzdepartements betrat, wirkte sie manchmal noch schüchtern, im Laufe ihrer Amtszeit hat sich derweil den Ruf einer akribischen, dossierfesten Schafferin erarbeitet. «Zu Beginn habe ich mich nicht immer wohl gefühlt», sagt Herzog. «Ich musste mich an mein neues Umfeld gewöhnen - und dieses vermutlich auch an mich.»

Herzog galt nämlich nicht nur als fachlich kompetent, sondern zuweilen auch als bissig und kratzbürstig. «Schon als Teenagerin habe ich aufgemuckt und meine Meinung gesagt, wenn man mir nicht mit Respekt begegnet ist», sagt sie. Dieser Charakterzug sei ihr auch im Regierungsrat erhalten geblieben. «Aber auch wenn die Emotionen innerlich manchmal immer noch hoch kochen, habe ich gelernt, ruhiger zu bleiben.» Sie sei nämlich nicht auf Krach aus, sondern arbeite lösungsorientiert.

Etwas mehr Freizeit, vielleicht

Diese Kompromissfähigkeit zeigte sich unter anderem bei der Steuervorlage 17, bei welcher Herzog alle Parteien in Basel-Stadt an einen Tisch brachte und mit ihnen eine einvernehmliche Lösung ausarbeitete. Etwas, worum sie viele andere Finanzdirektoren beneidet haben dürften.

Ihre neue Aufgabe als Basler Ständerätin hat Herzog bereits angetreten. Wie viele Tätigkeiten sie daneben noch annehmen wird, steht noch nicht fest, sie habe allerdings schon viele Anfragen erhalten. Eigentlich habe sie sich für ihren nächsten Lebensabschnitt aber vorgenommen, ihre Freizeit etwas mehr zu geniessen.

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