Zum Inhalt springen

Zentralschweiz Luzerner Primarschüler sollen mehr zur Schule

«Der Lehrplan 21 ist keine Revolution, aber eine Evolution»: Mit diesen Worten stellte der Luzerner Bildungsdirektor Reto Wyss das neue Regelwerk den Medien vor. Es soll kostenneutral eingeführt werden. Dabei arbeiten die Zentralschweizer Kantone zusammen.

Weiterführende Informationen

Eine Lektion mehr Deutsch in der 1./2. Primarklasse, eine Lektion mehr Mathematik in der 3./4. und je eine Lektion mehr Französisch und Musik auf der 5./6. Primarstufe. Das sind einige der Änderungen, die der Lehrplan 21 im Kanton Luzern bringt.

Unter dem Strich bedeutet dies: Primarschüler werden neu bis zu 30 Lektionen Unterricht pro Woche haben. Der Luzerner Bildungsdirektor Reto Wyss findet das vertretbar: «Was die Anzahl Wochenstunden angeht, liegt der Kanton Luzern damit im schweizerischen Mittel.»

Kompensation auf der Oberstufe

Die Luzerner Regierung hatte vom Parlament den Auftrag, den Lehrplan 21 kostenneutral einzuführen. Dies geschieht nun auf zwei Ebenen. Einerseits inhaltlich: Zum Beispiel wird in der 7./8. Klasse eine Lektion Englisch und in der 9. werden Wahlpflichtfächer gestrichen. Andererseits organisatorisch: Der neue Lehrplan wird gestaffelt eingeführt und das Weiterbildungsangebot für die Lehrpersonen auf den Lehrplan 21 fokussiert. So stehen in den nächsten Jahren im Kanton Luzern rund die Hälfte der Weiterbildungsangebote für Lehrpersonen im Zusammenhang mit dem neuen Regelwerk.

Mehraufwand für Lehrpersonen

Die ersten Info-Veranstaltungen für die rund 5000 Luzerner Lehrpersonen finden bereits in den nächsten Monaten statt. Danach folgen die spezifischen Weiterbildungen in einzelnen Fachbereichen. «Das ist ein grosser Aufwand. Neben der Einführung des Lehrplans 21 gibt es keinen Platz mehr für grössere Schulentwicklungsprojekte», sagt Christof Burkart. Er ist Schulleiter in Ruswil. Die Schule umfasst rund 800 Kinder und Jugendliche sowie rund 100 Lehrpersonen.

Burkart gibt dem Lehrplan 21 gute Noten: «Er zeigt allen klarer auf, was gelehrt und gelernt wird.» Eine Einschränkung macht der Schulleiter aber beim Frühfranzösisch, wo eine Lektion aufgestockt wird: «Hier prescht die Regierung vor. Denn im Kanton Luzern steht ja eine Volksabstimmung bevor, mit der das Französisch eventuell in die Oberstufe verbannt wird.»

Beiträge und Interviews zum Lehrplan 21 in der Zentralschweiz

Luzerner Spezialitäten

Der Kanton Luzern verzichtet mehrheitlich darauf, den Lehrplan 21 inhaltlich speziell zu ergänzen. Obwohl er das könnte. «Wir haben beschlossen, kantonale Spezifikationen aufs Minimum zu beschränken, um Abweichungen zu den anderen Zentralschweizer Kantonen möglichst zu vermeiden», sagt Regierungsrat Wyss dazu.

Was den Fremdsprachenunterricht betrifft, sagt Wyss: «Der vorliegende Lehrplan greift der geplanten Luzerner Volksabstimmung über eine Fremdsprache in der Primarschule nicht vor. Er bildet den Ist-Zustand ab.» Bei einer allfälligen Annahme der Initiative müsste die Weiterbildung der Lehrer sowie die Wochenstundentafel angepasst werden.

Viel Einigkeit, unterschiedliche Strukturen

Die Deutschschweizer Erziehungsdirektoren haben den Lehrplan 21 Anfang November 2014 zur Einführung freigegeben. Das überarbeitete Regelwerk wurde insgesamt um 20 Prozent gekürzt und umfasst neu 470 Seiten und 363 Kompetenzen. Nun entscheidet jeder Kanton über die konkrete Einführung.

Die Zentralschweizer Kantone wollen den Lehrplan 21 in gut zwei Jahren (auf Anfang Schuljahr 2017/18) einführen. Während sich die Bildungsdirektoren in dieser Frage einig sind, gibt es in der Bevölkerung und in Fachkreisen Widerstand. Etwa in den Kantonen Schwyz und Luzern. Einerseits richtet sich die Kritik gegen den Lehrplan an sich, andererseits gegen den Zeitpunkt der Einführung.

«Trotz breitem Konsens werden die Zentralschweizer Kantone den Lehrplan und dessen Lernziele nicht bis ins Detail gleich umsetzen», sagt Peter Gähwiler, der Sekretär der Zentralschweizer Bildungsdirektoren, «das darf auch so sein. Denn der Lehrplan 21 lässt den Kantonen ihre Freiheiten.»

Erst kürzlich haben Uri, Ob- und Nidwalden darüber informiert, dass sie bei der Umsetzung noch enger zusammenarbeiten wollen. «Das heisst aber nicht, dass Luzern, Zug und Schwyz nicht am gleichen Strick ziehen. Sie haben einfach eine andere Ausgangslage, etwa durch ihre Grösse und die Tatsache, dass sie je eine pädagogische Hochschule auf ihrem Kantonsgebiet haben», erläutert Gähwiler, der auch Sekretär des Obwaldner Bildungsdepartements ist.

Regionaljournal Zentralschweiz, 12:03 Uhr und 17:30 Uhr

Meistgelesene Artikel