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Zentralschweiz «Vetrauensentzug durch Stimmbürger hat mich zutiefst betroffen»

Der Luzerner Stadtpräsident und Finanzdirektor Stefan Roth tritt Mitte September 2016 zurück. In einem Brief schreibt Stefan Roth, der Entzug des Vertrauens durch die Stimmbevölkerung habe ihn «zutiefst betroffen gemacht». Stefan Roth verlor diesen Frühling die Kampfwahl ums Stadtpräsidium.

Stefan Roth

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Stefan Roth blickt auf eine lange politische Karriere zurück. Er war von 2004 bis 2009 Gemeindeammann der Gemeinde Littau, die 2010 mit Luzern fusioniert wurde. Seit 2007 ist er zudem Mitglied des Kantonsparlaments. Der Betriebsökonom ist verheiratet und Vater von zwei Kindern.

Der 55-jährige Stefan Roth wurde 2010 in die Luzerner Stadtregierung gewählt wurde. 2012 übernahm der Finanzdirektor zudem das Stadtpräsidium.

Bei den letzten Wahlen im Frühling 2016 musste Stefan Roth eine herbe Niederlage einstecken: Im ersten Wahlgang wurde er weder als Stadtrat noch als Stadtpräsident gewählt. Im zweiten Wahlgang Anfang Juni wurde Roth schliesslich als Stadtrat wiedergewählt. Die Kampfwahl um das Stadtpräsidium verlor er jedoch gegen SP-Mann Beat Züsli.

Dieser bevorstehende Rollenwechsel beschäftige ihn und hinterlasse «emotionale und physische Spuren», sagt Stefan Roth im Gespräch. Er habe sich als Stadtpräsident immer sehr wohl gefühlt. Nach intensiven Gesprächen sei er zum Schluss gekommen, den Rücktritt einzureichen.

Machtballung und Abstimmungsniederlagen

Rückblende: Kurz nach der Wahl im Juni

Roth orientierte den Stadtrat am Donnerstag über seinen Rücktritt. Dieser genehmigte in der Folge das Gesuch, wie Roth schreibt. Der scheidende Stadtrat will sich nun beruflich neu ausrichten.

Stefan Roth konnte als Stadtpräsident nie an die Popularität seines Vorgängers und «Stadtvaters» Urs W. Studer anknüpfen. Zudem musste er als Finanzdirektor mehrere umstrittene Sparvorhaben verteidigen und wirkte bei einzelnen Abstimmungsniederlagen, etwa bei der Kürzung der Stadtratslöhne, wenig souverän. Kritik brachte ihm auch die Machtballung als «Stapi» und Finanzdirektor ein.

«Überraschung» für die SVP

Die ersten Reaktionen der Parteien auf den angekündigten Rücktritt von Stadtrat Stefan Roth fallen unterschiedlich aus. Für CVP-Präsidentin Andrea Gmür ist klar: «Er hat die Partei nicht im Stich gelassen. Ich kann den Entscheid nachvollziehen.»

Etwas anders tönt es bei der SVP. Präsident Peter With ist enttäuscht. «Wir hätten von ihm erwartet dass er den grösseren Teil seiner Legislatur beendet.» With will nicht voreilig Anspruch auf einen SVP-Sitz in der Luzerner Stadtregierung erheben. «Wichtig ist uns grundsätzlich, dass dieser Sitz in bürgerlicher Hand bleibt. Zuerst müssen wir jetzt aber parteiintern diskutieren und auch mit den anderen Parteien Gespräche führen», so Peter With gegenüber Radio SRF.

«Kein Knall» für die SP

Nicht ganz überraschend kommt die Rücktritts-Ankündigung von Stadtradt Stefan Roth für Claudio Soldati. Der Präsident der Stadtluzerner SP sagt: «Es gab schon Gerüchte darüber. Die Nachricht ist nun nicht der grosse Knall für uns.»

Zur Frage, ob sich die SP nun in Position bringt für die Wahlen, sagt Soldati: «Aufgrund der Konkordanz steht der Sitz der CVP zu. Sie ist jetzt am Zug und muss jemanden aufstellen. Wir wollen aber einen fortschrittlichen und weltoffenen Stadtrat. Je nachdem behalten wir uns vor, eine eigene Kandidatur zu stellen.»

Als Termin für die Ersatzwahl fasst der Luzerner Stadtrat den 27. November 2016 ins Auge.

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