Seit vier Jahren macht sich die ZAV Recycling AG im zürcherischen Hinwil Abfall zunutze: Mittels Förderbänder und Magneten holt sie Edelmetalle wie Eisen, Gold oder Silber aus Abfallschlacken heraus. Die Anlage gilt als weltweit einzigartig, das Verfahren wurde extra entwickelt.
Zwei Millionen Franken Minus
Statt der erhofften Gewinne ritt sich die Recycling-Firma jedoch in ein finanzielles Desaster: So verzeichnete das Unternehmen im letzten Jahr ein Defizit von fast 2 Millionen Franken, sechsmal so viel wie 2018. Der Verwaltungsrat der ZAV Recycling AG bezeichnete dieses Ergebnis im letztjährigen Jahresbericht als «unbefriedigend». Doch weshalb rentiert das Geschäft mit dem Recycling-Abfall nicht?
Letztes Jahr sind die Preise für Aluminium und Stahleisen extrem eingebrochen.
Laut Geschäftsführer René Müller brachte der Verkauf der Wertstoffe auf dem Markt weniger ein als ursprünglich geplant. «Letztes Jahr sind die Preise für Aluminium und Stahleisen extrem eingebrochen. Diesen Verlust konnten wir nicht mehr kompensieren», so Müller.
Lieferung ist nicht möglich
Ein weiterer Grund für das Defizit findet sich in den Produktionsbedingungen: So können die Wertstoffe nur aus trockener Abfallschlacke gewonnen werden, welche die Kehrichtverbrennungsanlagen anliefern. 100'000 Tonnen davon kann die ZAV Recycling AG jährlich maximal verarbeiten. Doch um Gewinne zu erzielen, müsste die Firma doppelt so viel trockene Abfallschlacke verwerten können: «Die ursprüngliche Absicht beim Bau der Anlage war es, 200'000 Tonnen Schlacke aufzubereiten», sagt Geschäftsführer René Müller.
Heute stammt der grösste Teil der trockenen Abfallschlacke aus Kehrichtverbrennungsanlagen in Zürich, Hinwil und im Wallis. Die meisten Anlagen weltweit produzieren jedoch nasse Abfallschlacke – und müssten teuer umrüsten, um die ZAV Recycling AG überhaupt beliefern zu können.
Zwar könnte Zürich Kehrichtverbrennungsanlagen im Kanton zu solchen Umrüstungen zwingen, doch steht diese Entscheidung derzeit noch aus. Die ZAV Recycling AG sucht derweil Kehrichtverbrennungsanlagen in anderen Kantonen, welche auf trockene Abfallschlacke umrüsten möchten. Über den Stand der Verhandlungen gibt die Recycling-Firma keine Auskunft.