Die Landiwiese ist rappelvoll am Eröffnungsabend des 38. Zürcher Theaterspektakels. Auf der Wiese sticht die rosarote Plastikkirche ins Auge. In der Kapelle hüpfen Kinder umher, wenn nicht gerade der amerikanische Künstler «Referend Billy» seine Predigten hält.
Rundherum ist in den Theaterzelten die ganze Bandbreite zu sehen, die das Spektakel zu bieten hat. Wir haben drei Vorstellungen besucht, die Sie auch in den nächsten Tagen noch sehen können.
Machos in Frauenröcken auf der Seebühne
Die Bühne liegt im Dunkeln. Und lange passiert fast nichts. Doch dann wirbeln drei Männer in raffiniert gewickelten Röcken herum, klammern sich aneinander – zeigen ihr ganzes Break-Dance-Repertoire.
In die kraftvollen Akrobatiknummern mischen sich feine Zwischentöne. Man spürt Wut und Kraft, Angst und Zärtlichkeit. Die harten südamerikanischen Kerle von der Gruppe «Grupo de Rua» erhalten durch ihre Röcke in sanften Farben eine weibliche Seite.
Schlägerei im Western-Saloon
Hinter der Theke steht ein Mann mit Sombrero, an der Wand hängen Waffen und ein Büffelschädel. Das gängige Western-Interieur. Was allerdings stutzig macht: Im Gestell stehen Bücher statt Whiskeyflaschen.
Denn im Stück «Pursuit of Happiness» wird philosophiert und nicht gesoffen. Dieses Streben nach Glück wartet auf mit absurden Situationen, Rätseln und grotesken Tanzszenen.
Shakespeare mit Salzstreuer
Das Publikum sitzt in einer Art Holzkiste – bei dreissig Grad. Am Tisch erzählt ein Schauspieler die Texte des englischen Dramatikers. 36 Stücke an der Zahl. Das Besondere an der Vorstellung der Gruppe «Forced Entertainment»: In jeweils 45 Minuten setzen sie die Stücke nur mit Requisiten um.
Aus Salzstreuern werden Könige, Theseus ist eine Silberkugel – was die Schnapsflasche darstellt und wer der Pinsel ist, darf das Publikum selber erraten.