Um 14:15 Uhr herrscht am kleinen Bahnhof Zweidlen im Zürcher Unterland Hochbetrieb. Das Rangierteam des nahen Kieswerks fährt hin und her, der Schnellzug Winterthur-Waldshut naht und ein Güterzug wartet auf die Durchfahrt. Bahnhofvorstand - oder neu Fahrdienstleiter - Horst Bödeker tritt aufs Perron und zeigt dem Lokführer des Personenzugs eine Tafel mit schwarzem Stern - das Zeichen zu Anhalten.
Danach stellt Bödeker auf dem alten Stellwerk die Weichen, funkt mit seinem Rangierarbeiter und gibt dann auf dem Perron mit der grünen Kelle das Signal zur Abfahrt.
Zur Sicherheit das Vier-Augen-Prinzip
Dieser letzte Schritt ist neu. Die SBB haben das Vier-Augen-Prinzip an den Bahnhöfen Bauma, Turbenthal, Wald und Zweidlen sowie an acht Bahnhöfen in der Westschweiz wieder eingeführt. Denn diese Bahnhöfe sind zwar klein, aber sie haben eine Gemeinsamkeit: Die Züge kreuzen sich - eine Gefahrenquelle. Und seit ein Zugführer letztes Jahr in der Waadt gestorben ist, weil ein anderer sehr wahrscheinlich ein Rotlicht überfahren hatte, schicken die SBB den Fahrdienstleiter wieder mit der Kelle aufs Perron.
Die Rückkehr zur alten Tradition ist jedoch von kurzer Dauer. Bereits in sechs Jahren sollen alle Bahnhöfe der Schweiz technisch aufgerüstet und von vier Betriebszentralen aus ferngesteuert werden. Und dann werden die Bahnhofvorsteher definitiv abgeschafft.