Uster hat mit 1,4 Prozent die tiefste Sozialhilfequote aller Städte in der Schweiz. «Dies kann kein Zufall sein», fand die Unabhängige Fachstelle für Sozialhilferecht UFS. Den Grund sieht die Zürcher Fachstelle, die sich für Sozialhilfeempfänger einsetzt, im restriktiven Verhalten des Ustermer Sozialamts.
Die UFS nennt ein Beispiel: So habe das Sozialamt Uster in der Vergangenheit eine Mutter und ihre noch nicht einjährige Tochter mitten im Winter ohne Anschlussmöglichkeit auf die Strasse gestellt. Auch sonst würde das Amt prinzipiell gegen die Interessen von Sozialhilfeempfängern entscheiden, kritisiert die UFS.
Einzelfälle oder Fehler im System?
Grund genug für die Fachstelle, der Ustermer Behörde den Schmähpreis des «beratungsresistentesten Sozialamts der Deutschschweiz» zu verleihen. Am Mittwochvormittag zogen Vertreter der UFS als Samichlaus und Schmutzli verkleidet ins Stadthaus und lasen den Verantwortlichen die Leviten. «Mir sind hier Sachen zu Ohren gekommen, die mir gar keine Freude machen», meinte der Chlaus.
Die Zahlen geben der Fachstelle ein Stück weit recht. So erhielten rekurrierende Sozialhilfebezüger, die sich vom Sozialamt Uster ungerecht behandelt fühlten, überdurchschnittlich häufig recht: 40 Prozent aller Beanstandungen wurden vom Bezirksrat gutgeheissen.
Die zuständige Sozialvorsteherin Barbara Thalmann (SP) spricht von ein paar wenigen Einzelfällen. Das Ziel der Sozialhilfe in Uster sei es, «dass die Leute möglichst schnell wieder ein eigenständiges Leben führen können».
Uster würde die gesetzlichen Spielregeln einhalten und sich an die Vorgaben der Schweizerischen Konferenz für Sozialhilfe (SKOS) halten. Anderweitig vorgebrachte Kritik von Seiten der UFS bezeichnet Barbara Thalmann als «nicht nachvollziehbar».