Ein grosser Teil des Publikums im Zürcher Theater Neumarkt hatte offensichtlich etwas Anderes erwartet. Die Sprecherin der Geschworenen im Theaterprojekt «Zürcher Prozesse» begründete das deutliche 6:1-Urteil im Fussballjargon. Der Ball habe die Linie zwar erreicht, aber nicht überschritten, sagte sie.
Der Leser müsse sich der Position der «Weltwoche» natürlich bewusst sein, aber strafbar gemacht habe sich das Blatt wegen seiner Art zu arbeiten nicht. Ein anderer Geschworener bezeichnete «Weltwoche»-Verleger Roger Köppel zwar als «Brunnenvergifter», aber das reiche nicht für einen Schuldspruch.
Islamkritische Artikel
Wie während des fast 15 Stunden dauernden Prozesses offensichtlich wurde, wünschten sich viele Zuschauerinnen und Zuschauer ein anderes Ergebnis. Die Unmutsbekundungen, wenn ein «Weltwoche»-Mitarbeiter oder ein SVP-Vertreter aussagten, waren unüberhörbar. Spontanen Applaus gab es jeweils nur für die Ankläger und jene Experten, welche die «Weltwoche» und deren Verleger Roger Köppel am liebsten geteert und gefedert gesehen hätten. Mehrmals musste die Richterin mit ihrem Hämmerchen für Ruhe im Saal sorgen.
Diskutiert wurden seit Freitag verschiedene umstrittene Texte und Bilder, die in der «Weltwoche» erschienen waren, darunter mehrere islamkritische Artikel und das Titelblatt mit dem Roma-Jungen. Die Anklagepunkte lauteten «Schreckung der Bevölkerung», «Verstoss gegen das Antirassismusgesetz» und «Gefährdung der verfassungsmässigen Ordnung.»