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Zürich Schaffhausen «Man hätte der Mutter den Entscheid persönlich mitteilen müssen»

Das Tötungsdelikt in Flaach bestätigt Befürworter und Gegner der Kesb in ihrer Meinung. Wo aber sieht der «Vater» der neuen Behörde, Jurist Christoph Häfeli, Verbesserungspotenzial?

Die Tragödie von Flaach rüttelt auf und polarisiert - auch auf politischer Ebene. Kritiker der seit 2013 bestehenden Kindes- und Erwachsenenschutzbehörde (Kesb) sehen sich bestätigt. Die neue Profi-Behörde habe versagt, finden sie. Der Fall bestärkt aber auch die Kesb-Befürworter. Sie betonen, dass die Kritiker im Zürcher Kantonsparlament damals das Geld für einen richtigen Pikettdienst nicht sprechen wollten. Jetzt zeige sich, wie wichtig dieser gewesen wäre.

«Eine Katastrophe»

Jurist Christoph Häfeli ist einer der drei «Väter» der neuen Organisation Kesb. Er hat an der Ausarbeitung des Gesetzes mitgearbeitet und begleitet drei Kantone im Aufbau der neuen Behörden. Der Fall Flaach ist für ihn eine Katastrophe: «Für mich ist dies der Supergau. Dass so etwas nach einer Intervention der Kesb geschieht, dass ist wirklich eine Katastrophe, anders kann man das nicht sagen.»

Trotzdem sei es unverhältnismässig und nicht nachvollziehbar, in welchem Masse die Behörde nun angegriffen und bedroht werde. Niemand könne im Moment sagen, ob die Kesb wirklich Fehler gemacht habe und warum die Situation eskaliert sei. In der Kommunikation seien aber bestimmt Fehler passiert.

«Man hätte persönlich vorbeigehen müssen»

Die Anwältin hätte der Mutter den Entscheid, dass ihre Kinder zurück ins Heim müssen, nicht per E-Mail überbringen sollen, findet Christoph Häfeli: «Angesichts der Brisanz hätte man ihr das wohl persönlich sagen müssen. So hätte man es vielleicht auffangen können», aber das sei spekulativ.

Überrissene Erwartungen an die Kesb

Der «Fall Flaach»

Kritiker wollen zurück zum alten System, zu den Laien-Vormundschaftsbehörden. Für sie hat die Kesb versagt. Christoph Häfeli betont, eine Tragödie könne keine Behörde mit Sicherheit verhindern, weder im alten noch im neuen System. Ganz allgemein habe man viel zu hohe Erwartungen an die neue Kesb: «Es wurde eine ganze Flut von Gefährdungsmeldungen an die Behörden gerichtet, auch in Fällen, in welchen andere zuständig gewesen wären.»

Zurück zum alten System könne man nicht, sagt Christoph Häfeli, das sei auf Bundesebene so geregelt. Die Zusammenarbeit zwischen Kesb und Gemeinden müsse aber unbedingt besser werden.

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