Auf einer Fläche von 14 Fussballfeldern wollte der Kanton Zürich zwischen Grüningen und Gossau im Zürcher Oberland eine Abfalldeponie bauen. Im Boden des Waldes sollte Schlacke aus der Kehrrichtverbrennung eingelagert werden. Es ging dabei nicht um gefährliche Stoffe, sondern um Reste, die nach der Verbrennung von Kehricht anfallen.
Die zuständige Kommission im Zürcher Kantonsrat hatte sich vor einem Jahr noch für die Pläne des Kantons ausgesprochen. Nun macht das neu zusammengesetzte Parlament ihm aber einen Strich durch die Rechnung.
Entscheid um Deponie vertagt bzw. «verjährt»
Mit 140 zu 31 Stimmen befürwortet das Parlament einen Antrag der Gossauer SVP-Kantonsrätin Elisabeth Pflugshaupt. Demnach soll die Deponie erst dann gebaut werden, wenn alle anderen Deponien im Kanton voll sind. Der Baustart für die Deponie im Tägernauer Holz verzögert sich folglich um rund zehn Jahre.
Für viele Menschen ist der Wald ein fast heiliges Gut.
Den Grünen ging der Antrag von Elisabeth Pflugshaupt zu wenig weit. Sie wollten die Deponie im Tägernauer Holz ganz streichen. Die Grünen argumentierten, dass es keinen Sinn mache Deponien zu bauen, die derzeit noch gar nicht gebraucht würden. Und sowieso brauche der Kanton Zürich keine neuen Deponien, sondern einen Plan, wie die Abfallmenge verringert werden könne.
Wir brauchen keine Deponien auf Vorrat.
Der Vorschlag der Grünen blieb aber chancenlos, genauso wie der Vorschlag der SP. Die SP wollte verhindern, dass das Kantonsparlament dieselbe Diskussion in ein paar Jahren – wenn die anderen Deponien voll sind – noch einmal führen muss und plädierte für den Bau einer kleineren Deponie.
Für den Moment bleibt der Wald zwischen Gossau und Grüningen also von einer neuen Abfalldeponie verschont – in rund zehn Jahren wird das Parlament die Diskussion aber erneut führen müssen.
Gegnerschaft fürs erste zufrieden
Die Gemeinden Gossau und Grüningen wehren sich seit zehn Jahren gegen das Projekt einer Deponie in ihrem Naherholungsgebiet. Wortführerin der Gegnerschaft ist die ehemalige Gemeindepräsidentin von Grüningen, Susanna Jenny. Nach dem Entscheid des Kantonsrats meint sie: «Wir haben Zeit gewonnen. Das erfüllt mich mit grosser Zufriedenheit.» Vom Tisch sei das Projekt allerdings nicht, man werde deshalb weiter dagegen kämpfen.
Jenny und ihre Gefolgschaft wollen das weitere Vorgehen des Kantons nun genau beobachten. Und selbst wenn der Wald nicht den Gemeinden, sondern dem Kanton gehört, ist Susanna Jenny zuversichtlich: «Wir als Gemeinden werden weiterhin involviert und informiert. An uns wird niemand vorbeikommen.» Nehmen die Abfallmengen künftig ab, so wie es die grüne Politik abstrebt, könnte sich der Bau einer neuen Schlackendeponie im Tägernauer Holz letztlich gar erübrigen.