Die tiefen Pegelstände im Rhein hinterlassen ihre Spuren beim Frachtverkehr. Im November ist der Güterumschlag im Rheinhafen regelrecht eingebrochen: Gegenüber November 2018 sind es sogar 60 Prozent weniger Umschlag. Wer bei diesem Pegel trotzdem fahren will, muss sich etwas einfallen lassen.
Schubleichter machen das Schifferleben leichter
Aus vier mach eins. Das ist die Devise der niederländischen Reederei Dubbelman Transporten. In Weil am Rhein – unterhalb von Basel – schliessen Kapitän Hermann Fliege vier Schiffe zu einem Containerverbund zusammen. Zwei vorne, zwei hinten. Nur eines der Schiffe, die «Camaro II» ist gut motorisiert, die übrigen drei haben kleinere Motoren. Diese nennt man Schubleichter.
«Die Schubleichter sind sehr ökonomisch», erklärt Herrmann Fliege: «Auf dem Hauptschiff haben wir Motor, Kabine, den Tank und den Treibstoff, das haben wir auf den Schubleichtern nicht.» Infolge des kleineren Gewichts der Schubleichter haben diese weniger Tiefgang. Das wiederum bedeutet: sie können stärker beladen werden. In einer Zeit, wo andere Containerschiffe noch mit 15 oder 20 Prozent unterwegs sind, kann der Containerverbund Camaro noch immer mit 40 Prozent Ladung fahren.
Gute Planung nötig
Während am Unterrhein der Containerverbund etwas Normales ist, sogar mit bis zu 6 Schiffen, gibt es diese am Oberrhein kaum. Oberhalb von Strassburg ist die Camaro sogar der einzige Viererverbund. Die niederländische Reederei Dubbelman hat dieses Prinzip als Reaktion auf den Hitzesommer von 2003 eingeführt und Schiffe entsprechend gebaut oder angepasst. «Es ist schöner. Aber es bedeutet mehr Arbeit», erklärt Co-Kapitän Marco Seine: «es braucht eine viel bessere Planung, man muss genau wissen, wo welcher Container steht, falls man ihn unterwegs abladen muss. Das wollen viele Kapitäne nicht, die wollen einfach fahren.»
Die Schiffe werden nicht einfach zusammengebunden, sondern sie werden verkabelt. Auf diese Weise kann das Hauptschiff alle vier Ruder und auch die kleinen Motoren an den Schubleichtern steuern. Allerdings: kommt eine schmale Schleuse, muss der Containerverband vor der Schleuse aufgetrennt und hinterher wieder zusammengesetzt werden.
Anstrengendes Niedrigwasser
Die kritische Stelle im Rhein, die darüber entscheidet, wie viel man Laden kann, liegt in Kaub (D). Dort ist der Rhein nicht sehr tief, aktuell rund 2,4 Meter. Zudem ist der Untergrund felsig. Zuviel Tiefgang kann dort teure Folgen haben.
Herrmann Fliege gibt zu, dass das Fahren bei Niedrigwasser auch sehr anstrengend ist: «Man ist viel müder nach 14 Tagen, weil man ständig aufpassen muss». Andererseits: «Es ist schön ruhig, vor allem am Oberrhein», sagt Fliege mit einem Lachen: «und an den Terminals gibt es keine Wartezeiten beim Löschen oder Laden».
(Schweiz Aktuell, 19:00 Uhr)