Das Wichtigste in Kürze:
- Die Kantone Aargau und Luzern haben vor 10 Jahren eine Vereinbarung unterzeichnet.
- Das Ziel: Eine stärkere Zusammenarbeit in vielen Gebieten.
- Die erhofften Leuchtturmprojekte konnten jedoch nicht umgesetzt werden.
- Dennoch habe die Zusammenarbeit viel gebracht, so die beiden Regierungen.
Mit viel Euphorie haben am 19. Dezember 2006 die beiden Regierungen der Kantone Aargau und Luzern eine Rahmenvereinbarung unterzeichnet. Man wolle «stärker zusammenarbeiten», unter anderem in den Bereichen Wirtschaft, Sicherheit oder Bildung.
Keine grossen Stricke verrissen
Geplant waren auch grössere Projekte, sogenannte Leuchtturmprojekte. Daraus wurde aber nichts, wie beide Regierungen bestätigen. Das Unternehmen einer gemeinsamen grossen Bibliothek für mehrere Kantone im luzernischen Büron war ein Leuchtturmprojekt.
Dieses kam zwar zustande, aber ausgerechnet der Aargau verabschiedete sich vorzeitig und unerwartet. Das war vor einem Jahr. «Der Austritt geschah vor allem aus Spargründen», so Regierungsrätin und Frau Landammann Susanne Hochuli heute. Die Luzerner waren über den Austritt der Aargauer nicht gerade glücklich, Schaden sei aber keiner entstanden, hiess es damals. Böse sei man sich deswegen aber heute nicht, so die Aargauer Regierungsrätin.
Auf's Timing kommt's an
Warum aber klappte es nicht mit einer Zusammenarbeit in grösseren Projekten? «Es fehlt nicht am Willen», konstatiert der Luzerner Regierungspräsident Marcel Schwerzmann. «Aber die Kantone haben eigene Infrastrukturen und Investitionszyklen und man muss den richtigen Moment erwischen, damit ein gemeinsames Projekt Tatsache wird.»
Obwohl keine grossen Projekte umgesetzt wurden, wollen beide Regierungen aber nicht von einer Niederlage sprechen. Vielleicht seien die Erwartungen zu gross gewesen, so Hochuli.
Aber: «Wenn man Euphorie aus dem Leben verbannt, kommt man nirgendwo hin.» Oder wie es Marcel Schwerzmann sagt: «Man war visionär und es war damals tatsächlich ein Paukenschlag. Die Umsetzung ist aber wesentlich schwieriger als die Absicht.»
Kleine Erfolge
Aargau und Luzern haben stattdessen kleinere Brötchen gebacken. Beispielsweise am Hallwilersee, der an beide Kantone grenzt. Dort sind seit dem Sommer 2011 sogenannte Ranger im Einsatz. Sie sorgen für Ordnung rund um den See, erklären aber auch die Tier- und Pflanzenwelt.
Generell habe sich das gemeinsame Vorgehen rund um den Hallwilersee gelohnt: «Da macht es mehr Sinn, zusammen zu klären, ob man Kitesurfen darf oder nicht, oder was rund um den See für die Landwirtschaft gilt», meint Schwerzmann.
Auch ohne grosse Projekte soll die Zusammenarbeit weiter gehen. Einmal jährlich treffen sich die Regierungen, essen zusammen und tauschen sich aus. Ideen- und Erfahrungsaustausch, das sei wohl der Hauptvorteil der Rahmenvereinbarung, glaubt die Aargauer Regierungsrätin. Aber braucht man dafür einen Vertrag? Zusammen essen und diskutieren könnte man ja auch so. «Ein Vertrag schafft Verbindlichkeiten. Und man erzählt sich Dinge, die man sonst nicht erzählen würde», sagt Hochuli.
Weitere Verträge im Aargau?
Grosse Kosten würden durch die Zusammenarbeit ausserhalb von Projekten ja auch nicht anfallen. Laut Aargauer Regierung sind das pro Jahr einige wenige Tausend Franken. Beide Regierungen stehen nach wie vor hinter der Vereinbarung.
Im Aargau geht Susanne Hochuli gar noch weiter: Man habe mit keinem anderen Kanton eine solch enge Bindung, und auch keinen solchen Vertrag, lobt sie. Deswegen sei die Zusammenarbeit mit dem Kanton Solothurn aber nicht schlechter, schiebt Hochuli nach. Dort gebe es bis anhin keinen Vertrag, und ob so etwas nicht dort auch sinnvoll wäre, lässt sie offen.
Mehr Offenheit in der Zentralschweiz
Auch in der Zentralschweiz hallt die Vereinbarung noch nach. «Man hat sich neu positioniert in der Zentralschweiz. Die Kantone Schwyz und Zug beispielsweise orientieren sich ja auch in Richtung Zürich. Wir haben keine abgeschotteten Wirtschaftsräume», so Schwerzmann. Auch das sei eine Folge der Rahmenvereinbarung.
Was also ist das Fazit nach zehn Jahren «Rahmenvereinbarung zwischen Aargau und Luzern?» Aus grossen Plänen von Leuchttürmen ist ein Ideen- und Erfahrungsaustausch auf Verwaltungsebene geworden. Die Erwartungen wurden herunter geschraubt, die Partnerschaft ist geblieben.
Grosse Würfe wird diese Vereinbarung kaum hervorbringen. Aber schaden tut so ein Vertrag niemandem, wie Hochuli selber sagt. Bleibt einzig die Frage: Braucht es tatsächlich so einen Vertrag - und könnte man sich nicht auch so untereinander austauschen?