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Der Hafen von Kotor in Montenegro – von hier stammen die zwei Mafia-Clans, die sich einen blutigen Bandenkrieg liefern.
SRF Christoph Wüthrich
abspielen. Laufzeit 28 Minuten 19 Sekunden.
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Westbalkan – Gangster und Politiker Hand in Hand

Über 50 Todesopfer in mehreren europäischen Städten hat der Krieg zwischen zwei Verbrecher-Clans aus Montenegro bisher gefordert. Das blutige Geschehen wirft ein Schlaglicht auf das organisierte Verbrechen vom Westbalkan, das immer mehr global aktiv ist und im Drogenhandel Milliarden verdient.

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Der Streit um eine Ladung Kokain führte dazu, dass ein montenegrinischer Mafia-Clan in zwei Teile zerfiel und sich seit ein paar Jahren bis aufs Blut bekämpft. Er forderte Todesopfer in Malaga, Athen, Amsterdam und Berlin sowie immer wieder auf den Strassen der serbischen Hauptstadt Belgrad. Vieles deutet darauf hin, dass die Verbrecher in Serbien Verbindungen bis ganz oben in der Politik haben. Zu diesem Schluss kommen die Recherchen zum Bandenkrieg, die Stevan Dojcinovic und sein Team vom Investigativ-Portal KRIK angestellt haben.

Auch in Montenegro ist die Staatsanwaltschaft auffällig ineffizient im Kampf gegen das organisierte Verbrechen, das sich während der 30-jährigen ununterbrochenen Herrschaft von Präsident Milo Djukanovic und seiner Partei DPS breit gemacht hat.

Das organisierte Verbrechen vom Westbalkan hat eine komplizierte Struktur. Es besteht aus zahlreichen Gruppen, die auch über ethnische Grenzen hinweg zusammenarbeiten und international vernetzt sind. Das sagt Walter Kemp von der internationalen NGO Global initative against transnational organized crime. Neu sei, dass einzelne Organisationen vollständige Lieferkettten aufgebaut haben, vom Kokain-Anbau in Südamerika bis zum Kleinhandel auf westeuropäischen Strassen alles in einer Hand.

Wieso der Kampf gegen diese Organisationen sehr schwierig ist und wieso sie so gut vernetzt sind mit der Politik ihrer Ursprungsländer, zeigt der Blick zurück in die Geschichte. Beim Zerfall des ehemaligen Jugoslawien in den 90er Jahren benützten die Politiker das organisierte Verbrechen, um paramilitärische Truppen für den Krieg aufzubauen und um das internationale Embargo mit Schmuggelgeschäften zu umgehen. Daraus ging ein dichter Filz aus Verbrechen, Wirtschaft und Politik hervor.

Der Soziologe Danilo Mandic an der Harvard-Universität in den USA erklärt am Beispiel von Kosovo, wieso das organisierte Verbrechen davon profitiert, dass die Konflikte aus den 90er Jahren weiter schwelen und wieso es kein Interesse hat an einer Stabilisierung und Aufnahme in die EU.

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