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Kulmerovi dvori: Die Residenz von Agrokor-Boss Ivica Todoric. Symbol für den Filz zwischen Wirtschaft und Politik.
Reuters
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Kroatien – das blockierte Land

Für Touristen ist Kroatien ein Paradies, nicht aber für seine Bewohner. Kroatien produziert Probleme, aber keine Lösungen. Schwache Regierungen schieben Reformen vor sich her, schlechte Gesetze bringen die Bevölkerung in Not und ein Mega-Konkurs erschüttert das Land. Was ist los mit Kroatien?

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Schauplatz eins: Fast zehn Prozent der kroatischen Bevölkerung sind blockiert, d.h. sie haben keinen Zugang mehr zum eigenen Bankkonto. Ihr Einkommen wird teilweise, in Extremfällen sogar vollständig gepfändet, auch wenn es unter dem Existenzminimum liegt. Grund dafür ist ein missratenes Betreibungsgesetz. Unzählige Leute leben in Not und verlieren oft ihr Dach über dem Kopf.

Schauplatz zwei: Kroatiens Schüler stehen im internationalen Vergleich schlecht da. Das Land braucht eine grundlegende Bildungsreform. Das bestreitet niemand. Ein Expertenteam hat darum einen detaillierten Vorschlag ausgearbeitet. Mit Grossdemonstrationen hat die Bevölkerung zweimal das Projekt unterstützt. Trotzdem haben Kreise, die sich vor jeder Art Modernisierung fürchten, die Bildungsreform blockiert.

Schauplatz drei: Die Supermarkt-Kette Konzum, ist das Kernstück des Agrokor-Konzerns. Und Agrokor mit all seinen Unternehmen im Nahrungsmittel und Landwirtschaftsbereich das Rückgrat der kroatischen Wirtschaft. Zehntausende Existenzen hängen direkt oder indirekt ab von Agrokor. Der Mann aber, der den Konzern gross gemacht hat, stürzte ihn auch in den Schuldenstrudel. Die Kontrollorgane haben versagt – ein Beispiel für den Filz zwischen Politik und Wirtschaft.

Der Historiker Hrvoje Klasic sieht Kroatien ohne Kurs und ohne Kompass. Dem Land fehle ein Projekt für die Zukunft, es sei gefangen in Vergangenheit und Nationalismus.

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