Seit es die Menschheit gibt, existiert die Sucht. Und sie hat viele Gesichter. Sei es der Konsum von Tabak, Alkohol, Drogen oder auch bei Geld- und Glücksspielen, um nur einige Beispiele zu nennen.
Um Betroffenen zu helfen und Abhängigkeiten einzudämmen, existieren zahlreiche Organisationen und Institutionen. Eine davon ist die Stiftung für Suchthilfe Contact im Kanton Bern, welche dieses Jahr auf ihr 50-jähriges Bestehen zurückschauen darf.
Über die letzten fünf Jahrzehnte hinweg spielte die Stiftung eine wichtige Rolle in suchtpolitischen Diskussionen und ist bis heute Schnittstelle zwischen Drogenpolitik und Praxis.
Wilde Zeiten
Seit sich unterschiedliche Institutionen dem Thema der Suchthilfe angenommen haben, hat sich enorm viel getan. Gerade in den 80er- und 90er-Jahren war vieles noch spontaner und wilder.
In dieser Zeit gab es mit der offenen Drogenszene ein grosses Problem, welches für die ganze Gesellschaft sichtbar war. Wie in der Gesellschaft, ging auch bei der Stiftung Contact noch alles spontaner, einfacher und wilder zu und her.
«Wir machten Aktionen und hatten auch Auseinandersetzungen mit der Politik und der Polizei. Damals hatte man noch keinen gemeinsamen Konsens. Es gelang uns, spontan diverse Projekte auf die Beine zu stellen», sagt der stellvertretende Geschäftsleiter der Stiftung Contact Carl Müller.
Heute habe sich dies alles eingependelt, sei viel strukturierter und die verschiedenen Akteure sind sich einig über die Ausrichtung der Drogenpolitik und -arbeit.
Grund für diese Einigung sei sicherlich auch die bundesweite Einführung der Vier-Säulen-Politik. Dazu gehören die Pfeiler Prävention, Therapie, Schadensminderung und Repression.
Die Schweizer Drogenpolitik setzt sich mit diesen Abgrenzungen zum Ziel, den Drogenkonsum und seine negativen Folgen für die Konsumierenden und die Gesellschaft nachhaltig zu vermindern. «Es ist nun wie ein grosser ruhiger Fluss, welcher aber nach wie vor fliesst», meint Carl Müller. Natürlich müsse man sich aber stetig am Puls der Zeit anpassen.
Keine Gesellschaft ohne Sucht
Auch wenn man in der Suchthilfe heutzutage sehr fortschrittlich unterwegs ist, wird sie immer relevant bleiben: «Das Problem ist im Moment noch nicht gelöst und wird auch nie gelöst sein. Die Sucht ist ein Bestandteil der Menschheit», meint Carl Müller.
Man könne sie aber so organisieren, dass es für das Individuum, wie auch für die Gesellschaft, gut funktioniere. Dies sei unter anderem auch eine Aufgabe von ihrer Stiftung.
Die Sucht ist ein Bestandteil der Menschheit.
Obwohl das Thema Sucht uns als Gesellschaft seit jeher begleitet, beschäftigt man sich mit dem Thema erst, wenn man selbst damit konfrontiert wird. «Die Personen, welche zu uns in die Beratungen kommen, sprechen meist sehr offen über das Thema Konsum und Sucht. Ansonsten denke ich aber, dass das Thema Substanzkonsum und Abhängigkeit nach wie vor sehr stigmatisiert ist.» Das sagt Joël Bellmont, welcher als stellvertretender Teamleiter im Drogeninformationszentrum Zürich arbeitet.
Es sei für viele Personen immer noch eine grosse Hürde, sich bei einem Abhängigkeitsverdacht Unterstützung durch Fachpersonen zu holen.
Durch Angebote wie jene von Contact in Bern und dem Drogeninformationszentrum in Zürich kann man betroffene oder gefährdete Personen viel früher erreichen und ihnen Hand bieten. Szenen wie am Platzspitz oder im Kocherpark in Bern gehören mitunter durch ihr Zutun zum Glück der Vergangenheit an.