Die blühenden Mandelbäume verbinden wir meist mit Ferien im Mittelmeerraum. Doch: Auch im Wallis blühen Mandelbäume. Tatsächlich gibt es im Wallis – von Leuk aus Rhone-abwärts – offenbar eine alte Mandel-Tradition.
Man sagt, früher hätten Weinbauern oft noch ein paar Bäume gehabt und die Mandeln dann in Confiserien verkauft. Irgendwann geriet dieses Geschäft aber in Vergessenheit.
Wer nicht wagt, der nicht (Mandeln) gewinnt
Vor über 20 Jahren pflanzte der Landschaftsgärtner Stefan Germann im untersten Teil vom Weiler Törbel, auf 940 Metern Höhe, Mandelbäume. «Ich suchte eine Pflanze, die die Trockenheit, wie wir sie hier haben, gut verträgt», sagt Stefan Germann.
Heute stehen rund 100 Mandelbäume auf seinem Land. Die Ernte mag mit wenigen Kilogramm pro Jahr gering scheinen. Doch Stefan Germann sagt: «Ich konnte sehr viel Erfahrung sammeln rund um den Mandelanbau in der Schweiz, das ist mir auch sehr viel wert.»
Auch Forschung prüft Potenzial für Mandelanbau in der Schweiz
Mittlerweile gilt Stefan Germann als der Experte für Mandeln in der Schweiz. Auch das Kompetenzzentrum des Bundes für landwirtschaftliche Forschung, Agroscope, hat sich dem Thema Mandelanbau.
In der Steinobst-Versuchsanlage im Kanton Baselland stehen seit 2021 einige Mandelbäume. Darunter auch solche, für die Edelreiser von Stefan Germanns Bäumen genommen wurden.
Viel kann man von Seiten Agroscope her noch nicht sagen dazu, wie gut die Mandelbäume tragen und welche Sorten sich eignen. Denn: Mandelbäume liefern erst nach fünf Jahren Vollertrag. Letztes Jahr trugen die Agroscope-Bäumchen erstmals einige Mandeln, dieses Jahr werden es mehr sein.
Neues Geschäftsmodell für Bauern?
Sollen Schweizer Bauern demnächst Mandeln statt Kirschen oder Aprikosen anbauen? «Im grossen Stil wird das wohl vorerst eher nicht der Fall sein», sagt Julien Kambor. Kambor ist wissenschaftlich-technischer Mitarbeiter in der Entomologie und im Obstbau bei Agroscope und verantwortlich für den Mandelversuch.
Ursprünglich sei man auf die Mandel aufmerksam geworden, weil durch die Klimaerwärmung auch Pflanzen aus dem Süden für den Anbau in der Schweiz infrage kämen. Der Mandelbaum verträgt Trockenheit sehr gut. «Allerdings», sagt Julien Kambor, «viele Mandelbäume im Süden werden gewässert, sie überleben zwar Trockenheit, tragen dann aber weniger Früchte und verschrumpelte Kerne sind häufiger».
Das Hauptproblem sieht er in Pilz-Krankheiten wie Monilia, die in nassen Frühjahren den Bäumen sehr zusetzen können.
Mandeln in der Schweiz sind besser als die aus dem Plastikpäckli im Supermarkt, sagen meine Kundinnen und Kunden.
Aber für den Anbau im kleinen Stil sieht Julien Kambor Potenzial: «Vielleicht können Schweizer Bauern einfach auf sehr gute Qualität setzen.» Sind denn die Mandeln aus der Schweiz besser als die aus dem Plastik-Päckli im Supermarkt? Stefan Germann sagt dazu: «Meine Kundinnen und Freunde sagen ja.»
Dank Versuchen wie der an der Agroscope, aber auch dank innovativen Bauern wie Stefan Germann kann man zumindest einmal viel Wissen dazu sammeln, wie gut Mandeln in der Schweiz gedeihen. Und vielleicht, sollte sich das Klima stark verändern, ist man in Zukunft dann froh um dieses Wissen.